Planer halten Altlasten aber für "beherrschbar": Dioxinfund - Großflughafen erst 2014 fertig?

Weil in der Nähe des Flughafens Schönefeld das Krebs erregende Dioxin gefunden worden ist, droht sich der Ausbau des Airports um bis zu sieben Jahre zu verzögern. Davor hat der Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB) gewarnt. Zwei Jahre dauere die erforderliche Erkundung des Areals, fünf Jahre die Sanierung. Damit würde sich die für Ende 2007 geplante Eröffnung des Großflughafens Berlin Brandenburg International (BBI) erheblich verschieben. Die Belastung, die ein Kilometer südlich des Airports in einem Teich bei Diepensee gemessen worden war, sei mit der Dioxinkatastrophe 1976 im italienischen Seveso vergleichbar. "Die Einwirkung ist genauso stark", sagte Medizin-Professor Rainer Frentzel-Beyme von der Uni Bremen. Ein weiterer vom Verein konsultierter Experte geht davon aus, dass auch das Flughafengelände mit Dioxin vergiftet ist. Der Badetümpel liege nahe der früheren Kläranlage Diepensee, in der Flughafenabwässer behandelt worden waren, sagte Heinz Hötzl, Professor für Hydrogeologie an der Technischen Universität Karlsruhe. Aus undichten Rohren könnte das Gift in den Boden gedrungen sein. Hötzl sprach von "Umweltkriminalität". Fachleute des zirka 5 000-köpfigen Bürgervereins, der den Ausbau des Flughafens ablehnt, hatten in einem Kilo Teichschlamm 34,7 Mikrogramm Dioxin gemessen. In der Zone A von Seveso, dem Bereich der größten Giftbelastung, war ein Anteil von 15 Mikrogramm Dioxin und mehr gefunden worden. Ein Mikrogramm ist ein millionstel Gramm.Die Verseuchung bei Diepensee übersteige die Grenzwerte zum Teil um das 350-fache, teilte der Verein mit. Bereits bei einer Belastung von zehn Mikrogramm Dioxin pro Kilo müsste das Erdreich als Sondermüll beseitigt werden. Überschreite der Anteil 0,1 Mikrogramm, dürfte der Boden nicht landwirtschaftlich oder als Spielplatz genutzt werden. Nach Aussagen von BBI-Planern ist das Dioxin entstanden, als Desinfektionsmittel für Flugzeugtoiletten mit anderen Substanzen reagierten. "Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt", sagte BVBB-Chef Ferdi Breidbach. Ämter und BBI-Planer hätten die Verseuchung seit Jahren gekannt und vertuscht. Frentzel-Beyme forderte ein Krebsregister, für das 175 Anlieger ärztlich zu untersuchen sind. Hötzl kritisierte, dass die Planer von den 123 dem Landkreis bekannten Altlastenverdachtsflächen nur 15 detailliert erkunden ließen. Nach Dioxin sei nicht gesucht worden.Behörden ließen das Privatgelände mit dem Tümpel jüngst einzäunen. Weil das Dioxin im Sediment gebunden sei, bestehe für die Bürger keine Gefahr, sagte Burkhard Kieker von der Projektplanungsgesellschaft Schönefeld. Er sprach von einem Dioxinanteil von 22,2 Mikrogramm pro Kilo Boden. Die Altlasten auf dem Flughafengelände würden den BBI-Bau nicht verzögern: "Sie sind beherrschbar.""Unsere schlimmsten Befürchtungen haben sich bestätigt. " Ferdi Breidbach, Bürgerverein