16-jährige IS-Sympathisantin vor Gericht
Celle - Nach einer Messerattacke auf einen Polizisten in Hannover muss sich die 16-jährige IS-Sympathisantin Safia S. seit Donnerstag vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten.
Der Prozess begann unter hohen Sicherheitsvorkehrungen, und noch vor Verlesung der Anklage wurde die Öffentlichkeit von dem Verfahren ausgeschlossen. Die Jugendliche und ihre Privatsphäre müssten geschützt werden, was schwerer wiege als das angesichts des islamistischen Terrors große öffentliche Interesse, begründete das Gericht den Schritt.
Die Bundesanwaltschaft wirft der inzwischen 16-jährigen Deutsch-Marokkanerin versuchten Mord sowie die Unterstützung einer ausländischen terroristischen Vereinigung vor. Die Tat sei eine „Märtyreroperation” für die Terrormiliz Islamischer Staat gewesen. Ermittler werten den Angriff vom Februar als die erste vom IS in Deutschland in Auftrag gegebene Terrortat.
Der 34 Jahre alte Polizist erlitt bei dem Angriff bei einer einfachen Personenkontrolle im Hauptbahnhof Hannover Ende Februar eine lebensbedrohliche Stichwunde am Hals. Sein Kollege überwältigte die Schülerin. Der 34-Jährige ist Nebenkläger in dem Prozess, zu Beginn war aber lediglich sein Anwalt anwesend. In einem Brief aus der Untersuchungshaft hatte Safia sich bei dem Beamten entschuldigt. Maximal drohen ihr zehn Jahre Haft.
Schon als Grundschülerin hatte Safia Kontakt zu dem Salafistenprediger Pierre Vogel. Vollends auf den radikalen Weg geriet sie spätestens am 22. Januar 2016, als sie von Hannover nach Istanbul flog. Ihr Reiseziel: Der IS in Syrien, wohin kurz zuvor ihr älterer Bruder aufgebrochen war. Während der 18-Jährige in türkischer Haft landete, wurde Safia von ihrer Mutter aus Istanbul zurückgeholt, in Hannover erwartete sie die Polizei.
Zwar kassierten die Fahnder Safias Handys ein, die auf Arabisch verfassten Anweisungen des IS zu der Messerattacke übersetzten sie aber erst Anfang März, als es schon zu spät war.
In Celle mitangeklagt ist der 20-jährige Deutsch-Syrer Mohamad Hasan K., der von den Plänen des Mädchens gewusst haben soll. Gegen ihn ermittelt die Bundesanwaltschaft auch, weil er mit den angeblichen Terrorplänen zu tun haben könnte, die zur Absage des Fußball-Länderspiels in Hannover im vergangenen November führten. (dpa)