AfD-Angebot nach Rücktritt als CSU-Partei-Vize: Peter Gauweiler zieht sich im Streit um Euro-Politik zurück

Berlin - Es ist laut geworden in dieser CSU-Vorstandssitzung vor drei Wochen und eigentlich ist Peter Gauweiler einer, der mit Lautstärke keine Probleme hat. Auch nicht mit Wutausbrüchen. Er streitet sich ganz gerne.

Diesmal ist es anders gewesen. CSU-Chef Horst Seehofer hat einen Wutausbruch gehabt: „Ihr oder ich“ hat er seinen Stellvertretern Gauweiler und Peter Ramsauer hingeschleudert. Im Bundestag hatten beide gegen die Verlängerung des Griechenland-Hilfspakets gestimmt, wie jeder fünfte CSU-Abgeordnete.

Seehofer hat sich dafür einiges anhören müssen von Angela Merkel. Vielleicht sah er im Geiste schon jeden fünften CDU-Abgeordneten gegen die Pkw-Maut stimmen, die außer der CSU niemand liebt. „Ihr oder ich“, sagte also Seehofer. Gauweiler sagte etwas von Demokratie.

Drei Wochen später hat Gauweiler Seehofers Duellaufforderung beantwortet. Er ist zurückgetreten von seinem Amt als Vize-Chef der Partei und sein Bundestagsmandat hat er auch gleich noch niedergelegt.

Gauweilers Begründung für diesen Schritt liest sich wie eine Anklage gegen Parteichef Seehofer. Es sei von ihm verlangt worden, dass er sich im Bundestag für das Gegenteil dessen entscheide, was er seit Jahren vertrete, erklärt Gauweiler. Und das sei seiner Meinung nach noch dazu das Gegenteil des CSU-Programms. Kurz gesagt: Gauweiler ist die CSU, Horst Seehofer nicht.

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Der Parteichef hat den Rücktritt entsprechend knapp kommentiert: „Ich respektiere die Entscheidung von Peter Gauweiler und danke ihm für die geleistete Arbeit für unsere Partei“, teilte er mit. Das Bedauern überließ Horst Seehofer lieber anderen.

Dabei ist es der CSU-Vorsitzende selbst gewesen, der Gauweiler nach oben geholt hat. Er hat ihn kurz vor der Europawahl 2014 zum Vize gemacht, um die AfD in Schach zu halten. Gauweiler war der CSU-eigene Euro-Rettungskurs-Kritiker, er gab in der Krim-Krise dann außerdem noch den Putin-Versteher. Für die CSU wurde die Wahl zum Debakel. Seehofer inszenierte Aufarbeitungs-Sitzungen, Gauweiler bekam die Schuld.

AfD bietet Gauweiler Asyl

Nun hört der 66-Jährige auf. Er nimmt damit vorweg, was wohl ohnehin geschehen wäre. Es galt als sicher, dass Gauweiler auf dem Parteitag Ende des Jahres nicht erneut in die Parteispitze gewählt worden wäre. Gauweiler wollte sich nicht wegbitten oder rausschmeißen lassen. Er hatte die Möglichkeit genutzt, dem ohnehin angeschlagenen Seehofer etwas um die Ohren zu hauen.

Es gibt auch die in der CSU, die sagen, dass Gauweilers eigentlicher Rückzugsgrund sein Anwaltsberuf sei. Gauweiler verdient gut an seinen Mandaten. Er war einer der Abgeordneten, die eher selten gesehen wurden in Berliner Sitzungen. Den großen Auftritt hatte er, wenn er der Fraktionslinie widersprach oder gegen die Rettungspolitik der Bundesregierung vor dem Bundesverfassungsgericht klagte.

Die CSU verliert also in Berlin einen Widerspruchsgeist, einen Sturkopf und schwierigen Kerl. Sie verliert auch einen eigenen Kopf, einen brillanten Redner. Er hat für Kontroversen gesorgt, als junger Kreisverwaltungsreferent in München, der Sperrbezirke für Prostituierte erweiterte, als Innen-Staatssekretär, der Aids-Kranke internieren wollte. Schon mal ist Gauweiler mit einem Rücktritt einem Rausschmiss zuvorgekommen: 1994 legte er seinen Posten als Umweltminister im Kabinett Edmund Stoibers nieder, nachdem es Fragen zur Verpachtung seiner Anwaltskanzlei gegeben hatte.

Die AfD hat Gauweiler Asyl angeboten. In der CSU heißt es, so weit werde es nicht kommen. Gauweiler sehe sich schließlich als Erbe von Franz Josef Strauß.