Die Öffentlich-Rechtlichen haben jetzt einen „Zukunftsrat“ – und neuen Ärger
Die Beschäftigten der Sender kritisieren, dass sie bei der Einsetzung des neuen Gremiums ignoriert wurden. Das soll schon Ende des Jahres Reformen vorschlagen.

Die Rundfunkkommission der Länder hat sich früher als erwartet auf die Mitglieder des sogenannten Zukunftsrates geeinigt. Acht Personen wurden in das neue Gremium berufen, das mit seiner Expertise die öffentlich-rechtlichen Medien bei ihrem Umbau unterstützen soll.
Dabei soll es laut der Koordinatorin der Rundfunkkommission, Heike Raab, um digitale Transformation gehen, um die Stärkung der Qualität der Medien sowie um die Strukturen in der Zusammenarbeit der Rundfunkanstalten untereinander.
Konkret gehören dem Gremium die Professoren Mark D. Cole, Peter M. Huber, Annika Sehl und Nadine Klass an. Außerdem wurden die Präsidentin der Hochschule für Film und Fernsehen, Bettina Reitz, die Medienmanagerin Julia Jäkel (früher Gruner & Jahr), der Publizist Roger de Weck sowie die Gründungsintendantin von Publix, Maria Exner, berufen. Was auffällt: Digitale Expertise ist in dem neuen Gremium ebenso wenig vertreten wie die Redakteurinnen und Redakteure selbst.
Letzteres hat bereits zu heftiger Kritik geführt. In einem Brief an die Mitglieder der Rundfunkkommission erklärt die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (Agra), dass mit der Zusammenstellung des Zukunftsrates wieder eine Chance verpasst werde.
„Wir hatten bis zuletzt gehofft und gewartet, dass man uns als Programmmacherinnen und Programmmacher ebenfalls berücksichtigt“, heißt es in dem Brief. „In den Redaktionen und in der Agra finden schon lange Diskussionen statt, die wir im Zukunftsrat und anderen Runden besser widerspiegeln können als andere.“ Man habe daher bereits im Februar die Mitarbeit angeboten, auf einen entsprechenden Brief aber nicht einmal eine Antwort erhalten.
Der Zukunftsrat ist gewissermaßen die Weiterentwicklung einer Idee des damaligen ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow. Er hat in einer Rede im November einen Runden Tisch vorgeschlagen, um die Strukturen des öffentlich-rechtlichen Mediensystems neu zu denken. Die acht Expertinnen und Experten sollen bis Ende des Jahres Vorschläge dazu vorlegen.
Nach Meinung von Agra-Sprecher Hubert Krech kann dies nur gelingen, wenn der Zukunftsrat auch auf die Beschäftigten zugeht und sie anhört. Ihm fehlen aber nicht nur die Macherinnen und Macher des Programms in dem neuen Gremium, sondern auch eine ausgewiesene Expertise für Digitalisierungsprozesse. Auch das Publikum selbst werde komplett außer Acht gelassen, so Krech. Dennoch seien die Beschäftigten bereit, mit dem Zukunftsrat zu reden. „Wir sind nicht beleidigt, aber enttäuscht über die Vorgehensweise“, sagte er der Berliner Zeitung. „Wir bieten weiterhin unsere Zusammenarbeit an und erwarten, dass wir gehört werden.“