Die Generalprobe verlief planmäßig am Montag in Amsterdam, auch die königliche Familie war anwesend und ein Kinderchor intonierte Herman van Veen. Ja, sie haben eben ein zärtliches Gefühl für jedermann – und vor allem für diese Frau. Natürlich ist Willem-Alexander von Oranien die Hauptperson an diesem Dienstag, wenn in den Niederlanden ein Thronwechsel ansteht. Aber das Land blickt auch auf seine Frau, die künftige Königin Maxima, 41.
Beatrix wird zur Prinzessin
Seit Wochen wird spekuliert, welcher Couturier Maxima für den Festtag einkleidet. Mehr aber noch, welchen Titel, die Frau des neuen Monarchen künftig trägt. Kaum hatte Beatrix im Januar nämlich ihre Abdankung angekündigt, da hatte der niederländische Regierungschef Mark Rutte verkündet, Maxima werde künftig den Titel Königin tragen. Das überraschte manchen und war auch in staatsrechtlicher Hinsicht problematisch, Beatrix wird nämlich nach ihrem Thronverzicht am Dienstag lediglich als Prinzessin angesprochen. Der Titel hätte es auch für Maxima getan, befanden Historiker und Juristen.
Das alles sind mehr als Protokollfragen. Denn unzweifelhaft ist, dass Maxima dem Königshaus Glanz verleiht. Aber noch unzweifelhafter ist, dass manche mit ihr ein Problem haben. Schon die Hochzeit 2002 mit der Argentinierin war ja nicht einfach. Nicht allein, weil ihr Vater als Agrarminister in die Machenschaften des argentinischen Diktators Videla verstrickt war. Sondern auch, weil die Frau des künftigen Thronfolgers dem katholischen Glauben anhing. Die Herrschaft der katholischen Habsburger aber hatten sich die Niederländer im 80-jährigen Krieg im 16. und 17. Jahrhundert abgeschüttelt, also musste auch Maxima erklären: Die Kinder des künftigen Königspaars werden protestantisch getauft.
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Der Anfang war also nicht einfach. Umso mehr überzeugte die einstige Betriebswirtin im einstigen Dienst der Deutschen Bank an der Seite Willem-Alexanders. Und das in einer enorm politischen Rolle. In einem Jahrzehnt, in dem die Niederländer begannen, über das multikulturelle Zusammenleben zu diskutieren, wurde Maxima vom Hof als das gelungene Beispiel für Integration inszeniert. Mehr noch, sie ermunterte allochtone Frauen, die Sprache zu lernen und die Kinder in ihren Bildungsanstrengungen zu unterstützen. Ein kleiner Fauxpas unterlief Maxima dennoch, als sie erklärte, „die niederländische Identität existiert nicht“. Ein Skandal barst los. Flugs wurde eine Stiftung gegründet, deren Zweck Maxima so umschrieb: Der „konstruktive Versuch zusammenzuleben, Lösungen zu finden, ob es um allochtone Gruppen geht oder um autotochtone, das ist die Aufgabe des Oranjefonds“.
Glanzvoller Lichtpunkt
In einer Zeit, in der Königin Beatrix zunehmend als streng und der künftige König Willem-Alexander noch als Suchender empfunden wurde, stieg Maxima zum glanzvollen Lichtpunkt des Hauses Oranien auf. Frauen, zumal angeheiratete, hatten das Haus schon häufiger gerettet. 1890 nach dem Tod Wilhelm III. übernahm dessen Frau Königin Emma für die erst zehnjährige Thronfolgerin Wilhelmina vorübergehend die Prinzregentschaft. Zwar musste man die Herrschaft über Luxemburg abtreten, weil das Großherzogtum keine weibliche Erbfolge kannte. In den Niederlanden freilich war die Herrschaft für Emmas Tochter gesichert.
Auch Willem-Alexander wird nach 123 Jahren weiblicher Regentschaft nur ein kurzes männliches Zwischenhoch bilden. Amalia, 9, die künftige Thronfolgerin, wird ihm einmal nachfolgen. Dass die Herrschaft Willem-Alexanders freilich keine Zwischenepisode bleibt, dafür wird auch Maxima sorgen. „Ihre Hoheit, Ihr Gesicht ist nicht zu sehen“, sagten die Fotografen einst, als sich die königliche Familie zum Fototermin zeigte. Maximas Antwort war knapp: „Es geht nicht um mich, es geht um die Kinder.“ Das klingt bescheiden, ist aber traurige royale Realität. Maxima wird in den kommenden Jahren dennoch mehr als eine Nebenrolle spielen. Auch, wenn es ab Dienstag in den Niederlanden heißt. Hoch lebe der König!