Berlin: Hauptstadt der Hartz-IV-Kinder

Berlin wird Modestadt, Luftdrehkreuz, Kreativ-Standort, Medizinzentrum, immer attraktiver für Touristen. Alles ist in Bewegung, nur am unteren sozialen Rand ändert sich nichts: Berlin bleibt Hartz-IV-Hauptstadt – auch für die Kinder. In allen Bundesländern hat sich die Zahl der von der Staats-Stütze lebenden Minderjährigen seit 2006 verringert, zum Teil um mehr als 20 Prozent. In Berlin sank die Zahl um kaum sichtbare 1,2 Prozent. Aber warum?

Gewiss trifft es zu, dass man in Berlin mit Hartz IV (im Vergleich zu wahren Hochpreis-Städten) noch halbwegs auskommen kann und dieser Umstand eine gewisse Anziehung- wie auch Beharrungskraft entwickelt. Doch das Hauptproblem liegt in der hohen Langzeitarbeitslosigkeit ungenügend oder falsch ausgebildeter Berliner, die für die neu entstehenden Jobs nicht infrage kommen. Einfache Tätigkeiten bleiben rar in Berlin oder werden von billig und schwarz Arbeitenden ausgeübt.

Der wirklich große Skandal liegt aber in der fast sicheren Vererbung des sozialen Status. Wieso ließen es sämtliche Senate seit 1990 zu, dass arme Kinder, gleich ob sie aus Migrantenfamilien kommen oder bei einer Alleinerziehenden aufwuchsen oder in einem Junkie-Haushalt, nicht die gleichen Chancen haben wie andere? Dass ihre Begabungen womöglich verdorrten? Die Ganztagsschule und gute Kitas können Rettungsinseln für viele Kinder sein. Bildungshauptstadt ist Berlin leider noch lange nicht.