Berlin - Es war gerade mal 24 Stunden her, dass der Rücktritt des linken Bundesgeschäftsführers Matthias Höhn ruchbar wurde, als die Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger am Freitag bereits einen neuen benannten. Der frühere Berliner Wirtschaftssenator Harald Wolf soll es nun richten. Zwar muss der Parteivorstand am Samstag noch zustimmen.
Erst dann ist der 61-Jährige – zunächst bis zum Parteitag im Juni – im Amt und will sich auch persönlich äußern. Ein Insider lobte die Auswahl jedoch schon. „Da ist den Vorsitzenden echt mal was eingefallen“, sagte er. Höhns Nachfolger werde es womöglich sogar schaffen, den die Linke lähmenden Zwist zwischen Kipping und Riexinger sowie den Fraktionschefs Sahra Wagenknecht und Dietmar Bartsch zu befrieden.
„Ehrpusselig ist er nicht“
Wolf – 1956 in Offenbach geboren – ist ein in der Wolle gefärbter Linker. Er war in trotzkistischen Gruppen, stieß später in Berlin zur Alternativen Liste und schließlich zur PDS – stets auf der Suche nach der Möglichkeit, linke Grundsätze und Realpolitik zu verbinden. Mit dieser Haltung amtierte Wolf, der 1977 zum Studium an die Freie Universität in Dahlem kam, auch von 1995 bis 2002 als Fraktionschef der Linken im Abgeordnetenhaus und führte seine Partei anschließend in die Koalition mit der SPD.
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In der neuen Position dürfte ihm neben erwiesener Prinzipientreue und Managementerfahrung sein Charakter zustattenkommen. Harald Wolf gilt als sachlich, nie aufbrausend und war sich nicht zu schade, nach neun Jahren als Senator wieder einfacher Abgeordneter zu sein. „Ehrpusselig ist er nicht“, verlautet aus Parteikreisen.
Kurzum, der Bruder des heutigen Linke-Fraktionschefs Udo Wolf hat zu viel Reife, Reputation und Unabhängigkeit, um im Liebknecht-Haus zum Prellbock zu werden. Manche halten ihn für eine Idealbesetzung.