In diesem und dem nächsten Jahr werden möglicherweise viele Menschen ihre Arbeit verlieren. Die hohen Energiepreise werden manche Geschäftsmodelle unwirtschaftlich machen. Arbeitslosigkeit wird dann Menschen betreffen, die noch nie ohne Arbeit, geschweige denn von Hartz IV abhängig waren. Dies sollte man sich bewusst machen in der Debatte übers jetzt von der Regierung beschlossene Bürgergeld, bevor wieder über Arbeitsverweigerer oder Leute, die einfach zu blöd sind, schwadroniert wird.
Es war höchste Zeit für einen Ton- und Strategiewechsel. Das Bürgergeld legt den Fokus auf Aus- und Weiterbildung und nicht mehr so stark auf Verwalten der Armut und Gängelung der Klienten, damit es bloß nicht zu bequem wird in der als soziale Hängematte verunglimpften Situation, Beträge zum Überleben und zur gesellschaftlichen Teilhabe zu beziehen. Es ist richtig, dass weniger sanktioniert und mehr gefördert wird. Strafen haben noch nie geholfen, ein Problem wirklich zu lösen, schon gar nicht bei der Arbeitssuche. Sie erhöhen nur den Druck und machen klar, wer oben und wer unten ist.
Tatsächliche Kosten für Unterkunft und Heizung
Wenn über Vertrauen und Kooperation gesprochen wird bei der Suche nach einer neuen Tätigkeit und nicht mehr über Eingliederung und Kontrolle, wendet das den ganzen Prozess ins Positive. Es ist auch gut, dass diese Regelung nun anerkennt, dass es eine Weile dauern kann, sich zu sortieren und etwas Neues zu beginnen, indem in den ersten zwei Jahren Kosten für Unterkunft und Heizung in tatsächlicher Höhe anerkannt und übernommen und kleinere Rücklagen nicht gleich einkassiert werden sollen. Gewogen und geprüft wird dann ja immer noch, bloß ein wenig später.
Meistgelesene Artikel
Die Kritik, die jetzt laut wird, zielt allerdings auf einen anderen, durchaus schwierigen Punkt. Das Bürgergeld mit seinen höheren Regelsätzen demotiviere Geringverdiener, heißt es von Unternehmern etwa aus dem Handwerk. Das ist sicher richtig. Allerdings ist dies doch eher ein Problem zu geringer Löhne und nicht ernsthaft eine Frage, ob 500 Euro im Monat zu viel sind.