Bundesländerwerbung: Der echte Norden
Berlin - Ab jetzt ist Schleswig-Holstein ganz, ganz anders. Das Bundesland im Norden hat sich ein neues Image verpasst: „Der echte Norden“, heißt es fortan auf Schildern an der dänischen Grenze und entlang der Autobahn. Bislang war es das „Land der Horizonte“. Nun nicht mehr.
Alle Bundesländer machen so etwas, stellen Schilder auf, um Werbung für sich zu machen. „Bremen erleben“, Niedersachsen: „Immer eine gute Idee“, Mecklenburg-Vorpommern wirbt seit zehn Jahren: „MV tut gut.“
Was für ein Quatsch, sofort einstellen.
Erster Grund:
Abgesehen vom baden-württembergischen: „Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“ sind die Sprüche humorlos, ohne Botschaft und ohne jede Eigenart. Was soll man mit „Bremen erleben“ anfangen? Wieso ist Schleswig-Holstein der echtere Norden als Hamburg oder Niedersachsen? Peinlich, meinte die FDP im Kieler Landtag. Recht hat sie. Deren Abgeordneter Oliver Kumbartzky schlug als Alternative „Schleswig-Holstein - der starke Norden" vor. Das sei genauso sinnleer, „aber ich würde dafür kein Geld nehmen".
Zweiter Grund:
Richtig, es kostet auch noch Geld. 220000 Euro gibt die Kieler Landesregierung allein für den „echte Norden“ aus. Eine reine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Werbeagenturen. Wenn schon solche Sprüche, wieso kein Wettbewerb beispielsweise an Schulen des Landes? Wäre sicher auch nicht so teuer. Wieso kein Mit- und Selbermachen? Wenn das Ganze schon schleswig-holsteinische Identität stiften soll, wieso lässt man nicht die Leute grübeln, die sich damit identifizieren sollen?
Und drittens:
Niemand weiß, wie solche meist nichtssagenden Sprüche überhaupt wirken. Abgesehen vom selbstironischen Slogan der Südwestdeutschen, die kein Hochdeutsch können, aber sonst alles. Das ist pfiffig und wirkt sympathisch. Ansonsten heiße Luft und höchstens Geschmackssache. Wie meinte der Abgeordnete Flemming Meyer von der dänischen Minderheitspartei, dem Südschleswigschen Wählerverbund (SSW): Über den Slogan „Der echte Norden" könne man durchaus streiten. „Über den Geschmack von Brokkoli aber auch".