Bundeswehr-Skandal um Franco A. – Jakob Knab im Interview
Berlin - Die Bundeswehr hatte schon 2014 Hinweise auf eine rechtsextreme Gesinnung des Offiziers Franco A., dem auch die Planung eines Terroranschlags vorgeworfen wird. Folgen hatte diese Erkenntnis allerdings nicht. Über die Traditionspflege in der Bundeswehr sprachen unsere Autoren mit Jakob Knab. Er kämpft seit 30 Jahren für die Umbenennung von Bundeswehr-Kasernen, die nach Offizieren der Wehrmacht benannt sind. Der 65 Jahre alte, pensionierte Studiendirektor aus Kaufbeuren im Allgäu ist Sprecher der „Initiative gegen falsche Glorie“.
Herr Knab, waren Sie überrascht, als Sie von dem mutmaßlichen rechtsextremistischen Netzwerk rund um den Bundeswehr-Offizier Franco A. erfahren haben?
Nein, überrascht war ich nicht. Das ist ein extremer Fall. Aber die Glorifizierung der Wehrmacht ist bei den Traditionalisten in der Bundeswehr leider immer noch sehr weit verbreitet.
Aber es gibt doch einen Traditionserlass aus dem Jahr 1982, der die Verherrlichung der Armee aus Nazi-Zeiten verbietet ….
Das stimmt, und dafür müssen wir dem damaligen Verteidigungsminister Hans Apel dankbar sein. Aber an solche Erlasse muss man sich halt halten und man muss die Einhaltung solcher Erlasse auch kontrollieren, sonst sind sie das Papier nicht wert, auf dem sie stehen.
Wie kann das gehen?
Es braucht, wenn Sie so wollen, eine Bildungs- und Aufklärungsoffensive. Die Mehrheit der Bundeswehrsoldaten kennt die Geschichte. Das stelle ich überhaupt nicht in Frage. Aber es geht darum, jene Soldaten zu erreichen, die Gefallen finden am völkischen Gedankengut und die glänzende Augen bekommen, wenn sie von den hochdekorierten Fliegerassen und Kriegshelden der Wehrmacht reden.
Die Ausbilder in der Bundeswehr müssen also noch besser informieren über die Untaten der Wehrmacht und über das Selbstbild der Bundeswehr als demokratische Armee, in der das Recht, die Freiheit und die Menschenwürde verteidigt werden.
Aber wird das nicht getan?
Doch, das geschieht natürlich. Aber die staatsbürgerliche und historische Bildungsarbeit muss verbessert werden. Man muss klare Vorgaben machen und den Verstoß dagegen auch ahnden. Es ist ja völlig bizarr, wenn – wie vor kurzem noch in der Lent-Kaserne in Rotenburg (Wümme) – Bilder von Wehrmachtsoffizieren mit Hakenkreuzen hängen oder Soldaten im Auslandseinsatz Symbole von Rommels Afrika-Korps auf ihre Fahrzeuge kleben. Entschuldigen Sie meine Wortwahl: Aber diesen Dumpfbacken müssen wir etwas entgegensetzen. Es gibt auch immer noch Soldaten, die sich nicht trauen, solche Vorgänge zu melden, weil sie fürchten, als Kameradenschweine beschimpft zu werden. Das muss sich ändern.