Cannabis-Plantage mit LED-Lampen: Philipps wegen Hanf-Anbau unter Druck

Die Vision des Mannes für die Menschheit klang sehr einleuchtend. „Licht ist die Voraussetzung dafür, dass Getreide das ganze Jahr über wachsen kann“, sagte Frans van Houten vor Besuchern in Eindhoven. Der Chef des niederländischen Philips-Konzerns hatte auch gleich einen Vorschlag parat. „City-Farming ist ein aufstrebender Trend“, schwärmte er vom Korn- und Gemüseanbau auf Hochhausdächern in den Großstädten der Welt. „Unser LED-Leuchten-Rezept kann für jedes Getreide die optimale Lösung liefern.“

Es ward Licht. Aber nichts ward gut. Das musste van Houten jetzt erfahren. Erst berichtete ein holländisches TV-Magazin, dass die LED-Leuchten von Philips auch beim illegalen Hanfanbau im Land großzügig Verwendung finden. Dann musste der Konzern einräumen, dass er von einem Großhändler unter Druck gesetzt wurde, der Züchter von holländischem Gras mit Leuchten beliefert hatte, bis Philips ihm den Nachschub strich. Manager bekamen Mails, Anrufe und unerwünschte Hausbesuche des Händlers – selbst van Houten soll er bedroht haben.

Van Houten, 53, ist seit drei Jahren Chef des Elektronikkonzerns. Davor hatte er die ausgegliederte Halbleitersparte NPX des Unternehmens saniert, ein Viertel der Belegschaft musste gehen. Aber den dortigen US- Finanzinvestoren reichte das nicht, sie feuerten 2008 auch van Houten. Philips nahm ihn gern zurück. Der Wirtschaftswissenschaftler verordnete dem Konzern Beschleunigung: Innovationen müssen schneller auf den Markt. Vor allem in der Medizintechnik, die längst mit vierzig Prozent zum Umsatz beiträgt. Den Rest teilen sich die alte Unterhaltungselektronik und die aufstrebenden Leuchtstoffe.

Dass es jetzt daheim Probleme gibt, liegt auch daran, dass der Grasverkauf in Holland geduldet ist, aber der Anbau verboten. Deshalb wird heimlich unter künstlichem Licht gezüchtet. Nach Schätzungen der Energieversorger fließt eine Strommenge, die dem Verbrauch von Neukölln entspricht, in die Beleuchtung holländischer Hanfpflanzen. Auch umweltschonende LED-Leuchten brauchen eben Strom. Philips hat nun den Skandal. Eigentlich ist Öffentlichkeit in solchen Fällen unerwünscht, doch der Aufruhr ist so groß, dass der Erpresser aufflog. Licht aus, also. Zumindest in diesem Fall.