CDU-Vorsitz: Friedrich Merz, der Kandidat mit Herz

Kein Wort über Steuersenkungen und Sozialabbau: Der 66-Jährige will im dritten Anlauf endlich gewählt werden - und probiert es mit einer neuen Strategie.

Friedrich Merz (M.), früherer CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, will jetzt mit einem Team den Parteivorsitz erringen: Mario Czaja (CDU), ehemaliger Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, soll Generalsekretär werden, Christina Stumpp aus Baden-Württemberg stellvertretende Generalsekretärin.
Friedrich Merz (M.), früherer CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag, will jetzt mit einem Team den Parteivorsitz erringen: Mario Czaja (CDU), ehemaliger Berliner Senator für Gesundheit und Soziales, soll Generalsekretär werden, Christina Stumpp aus Baden-Württemberg stellvertretende Generalsekretärin.dpa/Michael Kappeler

Berlin-Der dritte Anlauf zur Wahl als CDU-Parteivorsitzender soll jetzt endlich erfolgreich sein. Wenn es sein muss, erfindet sich Friedrich Merz eben als warmherziger Teamplayer neu. Deshalb stehen am Dienstagnachmittag auch gleich zwei Personen neben ihm auf der Bühne im Neuköllner Hotel Estrel, das er in seiner Begrüßung mal eben nach Ost-Berlin verlegt hat. Vielleicht erklärt ihm der CDU-Bundestagsabgeordnete Mario Czaja aus Marzahn-Hellersdorf seinen Irrtum bei Gelegenheit.

Czaja soll Generalsekretär werden, wenn Merz es schließlich doch schaffen und wirklich Parteivorsitzender werden sollte. Die Personalie Czaja ist schon mal ein kluger Schachzug von Merz, der genau weiß, dass sie im Osten große Sympathien für ihn hegen. Allerdings braucht mittlerweile auch ein Führungsteam der CDU eine Frau. Deshalb ist Christina Stumpp aus Baden-Württemberg mit dabei. Sie ist wie die beiden Herren frisch in den Bundestag gewählt worden und soll stellvertretende Generalsekretärin werden. Den Posten gibt es bei der CDU noch gar nicht, aber Merz will dafür auf dem Parteitag im Januar eine Satzungsänderung erwirken. In der Partei sei so viel zu tun, da müssen die Aufgaben auf mehrere Schultern verteilt werden, sagt Merz. Man erkennt ihn kaum wieder.

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Es kommt noch besser: Sein politisches Hauptthema sei die soziale Gerechtigkeit, sagt Merz. Da sei die CDU leider gar nicht gut aufgestellt, was ihn bewogen habe, noch einmal für den Bundestag zu kandidieren. Es geht ihm dabei um ein gerechtes Rentensystem, das auch die Jungen berücksichtigt – und um den Abbau der Kinderarmut in Deutschland. Nicht einmal fallen am Dienstagnachmittag die Begriffe Privatisierung, Sozialabbau oder Steuersenkung. Merz präsentiert sich als gefühlvoller Politiker, der sich um Familien mit Kindern kümmern und auch seine Partei in dieser Hinsicht erneuern will. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was er bisher inhaltlich verkörperte. Er selbst sagt von sich, dass er sich geändert habe und auch Fehler von früher einsehe. Schwer zu sagen, ob das stimmt. Für seine Kontrahenten Norbert Röttgen und Helge Braun ist er jetzt allerdings ein bisschen gefährlicher geworden.