China macht die USA erstmals für Anschlag auf Nord Stream verantwortlich
Zum ersten Mal stellt sich Peking offen hinter die Analyse von Seymour Hersh, die von einer Sabotage der US-Regierung an den Pipelines ausgeht.

Die chinesische Regierung teilt die Analyse der Investigativreporters Seymour Hersh, der zufolge Washington für die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich sein soll. Wie über den Twitter-Account des Sprechers des chinesischen Außenministeriums, Wang Wenbin, am Mittwoch mitgeteilt wurde, habe Hershs Untersuchung „enthüllt“, dass die Vereinigten Staaten „hinter der Explosion steckten“.
Zu dieser Theorie, so Wenbin, habe jedoch in westlichen Medien ein „unheimliches Schweigen“ geherrscht. Nun würden dort andere Vermutungen verbreitet. „Wie erklären die USA das?“, fragt Wenbin rhetorisch.
When Seymour Hersh’s investigative report revealed that the US was behind the Nord Stream blast, some Western media remained eerily silent. But now they are all parroting a different story. How does the US account for this? Is there anything hidden behind the scenes? pic.twitter.com/FNRE24AIST
— Spokesperson发言人办公室 (@MFA_China) March 15, 2023
Es ist das erste Mal, dass die Chinesen sich offen hinter Hershs Untersuchung stellen, die Washington für die Zerstörung der Pipelines verantwortlich macht. Bisher hatte die chinesische Regierung sich mit einer Positionierung zu dieser Frage bedeckt gehalten.
Am 8. Februar publizierte der amerikanische Investigativreporter Seymour Hersh, der für die Veröffentlichung der Pentagon Papers bekannt ist, auf seinem Blog eine Theorie zu den Urhebern der Sprengungen. Demnach befahl Joe Biden die Sprengung der Pipelines aus einem Mangel an Vertrauen gegenüber Deutschland und den Europäern. Der amerikanische Präsident zweifelte laut Hersh an der Bereitschaft Deutschlands und der Europäer, die Ukraine auch im Winter weiter militärisch und finanziell zu unterstützen.
Biden soll eine Geheimoperation befohlen haben, bei der US-Spezialkräfte gemeinsam mit norwegischen Einheiten die Pipelines während einer Nato-Übung in der Ostsee im Sommer 2022 präparierten und im September sprengten.
Interessanterweise wird die Festlegung auf die Theorie in der Äußerung des chinesischen Außenministeriums dennoch fast wie beiläufig erwähnt. Der Fokus liegt auf der Kritik westlicher Medien hinsichtlich der Verbreitung anderer Erklärungen für die Explosionen. Um einen Übersetzungsfehler aus dem Chinesischen kann es sich übrigens nicht handeln. Das Außenministerium veröffentlicht alle Tweets auf seinem Account selbst in englischer Sprache.