„Techie-Frau“ Claudia Plattner ist die neue Chefin der deutschen Cyberabwehr

Es gibt immer noch Vorurteile, dass IT nichts für Frauen sei. Das sieht Claudia Plattner anders und übernimmt die Bundesbehörde für Cyberabwehr.

Claudia Plattner hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana Mathematik studiert.
Claudia Plattner hat an der Technischen Universität Darmstadt und an der Tulane University in New Orleans im US-Bundesstaat Louisiana Mathematik studiert.DB Systel

Die Grünen feiern die Ernennung von Claudia Plattner zur BSI-Chefin. Sie sei eine ausgewiesene Expertin mit fundierten Vorkenntnissen für das wichtige Amt. Dann folgen Spitzen gegen die Koalitionspartner. Es habe eine monatelange Hängepartie und bisher keine Impulse in der Digitalpolitik der Regierung gegeben.

Claudia Plattner, bisher Generaldirektorin für Informationssysteme der EZB und zuvor für IT-Sicherheit bei der Deutschen Bahn zuständig, soll jetzt vieles ändern. Sie wird am 1. Juli die Leitung des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) übernehmen.

Darüber jubeln gerade viele. Endlich eine Frau an der Spitze der Cybersicherheitsbehörde. Und sie selbst hält es ja auch für ein Vorurteil, dass Informationstechnologie nichts für Frauen ist. „Frauen wollen im IT-Bereich arbeiten“, sagte sie einmal in einem Podcast. Man müsse nur ein Umfeld schaffen, in dem sie gedeihen könnten. Da hatte sie wohl auch an sich selbst gedacht.

Claudia Plattner kann man als Mathematik-Genie bezeichnen. Sie habe sich schon immer für Technik interessiert, sagt sie über sich selbst. Begonnen hat sie mit Fischer-Technik und Lego. In den 1980ern, als ihr Vater zu Hause einen Computer aufstellte, schrieb sie dann aber auch Computerprogramme. Ein Maschinenbaustudium brach sie ab, wechselte in die Mathematik und entwickelte in ihrem ersten Job Software.

Verunsicherte Cyberbehörde

Ihr neuer Job ist dagegen allerdings eine echte Herausforderung. Drei Monate nachdem der ehemalige BSI-Präsident Arne Schönbohm von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) nach einer Fernsehsendung geschasst worden war, in der ihm fehlende Distanz zu russischen Akteuren vorgeworfen wurde, ihm erst die Führung der Amtsgeschäfte verboten und er dann an die Bundesakademie für die öffentliche Verwaltung zwangsversetzt wurde, übernimmt sie eine zutiefst verunsicherte Belegschaft. Und das in einer Zeit stetig wachsender Gefahr durch Cyberattacken.

Eine ungewisse Zukunft für diese Behörde kommt dazu. Möglicherweise soll sie den Ländern übergeordnet und zu einer bundesweiten Zentralstelle für IT-Sicherheit werden.

„Um etwas bewegen und verändern zu können, muss man eine Abstraktionsebene höher gehen“, sagte Claudia Plattner einst über ihre Liebe zur Mathematik. Erst mal wird sie vor allem Führungsqualitäten brauchen.