Corona-Hilfen für die Chefs: Die Grünen machen es sich zu leicht

Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Anfangsverdachts der Untreue gegen die Grünen. Doch die sehen keinen Anlass zur Selbstkritik.

Noch-Parteichef der Grünen: Robert Habeck hält das Thema Corona-Zulagen für die Parteioberen für „durchgenudelt“. Die Staatsanwaltschaft Berlin nicht.
Noch-Parteichef der Grünen: Robert Habeck hält das Thema Corona-Zulagen für die Parteioberen für „durchgenudelt“. Die Staatsanwaltschaft Berlin nicht.dpa

Es stimmt schon, dass die Angelegenheit bereits im vergangenen Jahr bekannt geworden ist und daher kein neuer Skandal. Die umstrittenen und mittlerweile zurückgezahlten Corona-Prämien der Grünen-Bundeszentrale waren bereits im Wahlkampf ein Thema.

Um eine olle Kamelle handelt es sich aber trotzdem nicht, auch wenn die Grünen jetzt so tun, als seien die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft kein großes Ding. Ist es aber doch. Es geht hier immerhin um den Anfangsverdacht der Untreue gegen eine Regierungspartei. Und vor allem gegen eine Partei, die die Moral in der Politik zu einem ihrer Standards gemacht hat.

Daher dürfte man auch ein bisschen mehr erwarten als die Schmallippigkeit, die ihre Führungsleute jetzt an den Tag legen. Der noch amtierende Parteichef sagt, dass das ja alles schon bekannt ist, die künftige Parteichefin sagt gar nichts. Dabei würde man schon gerne wissen, was die Grünen-Chefinnen und -Chefs geritten hat, nicht nur den Parteiangestellten eine steuerfreien Corona-Bonus auszuzahlen, sondern auch sich selbst.

Ricarda Lang, die ab nächster Woche zusammen mit Omid Nouripour die Partei führen will, war seinerzeit noch keine Bundestagsabgeordnete, sondern Studentin ohne Mandat. Einkommenstechnisch würde man ihr die 1500 Euro sehr viel eher zugestehen als den gut situierten Abgeordneten Habeck und Baerbock. Aber trotzdem könnte sie dazu ja mal was sagen. Ehrlich: So eine Wegduck-Taktik würde man der Union sehr viel weniger durchgehen lassen. In dem Fall wären die Webseiten voll mit kritischen Kommentaren. Die Grünen kommen da bisher sehr viel glimpflicher davon.

Auch wenn es sich hier eher um ein Skandälchen handelt: Das Vorgehen des grünen Parteivorstands war zumindest politisch keineswegs untadelig.

Der Umgang damit macht die Sache noch schlimmer.