Berlin-Sonne, Strand und Palmen. Wer bei diesen Reizwörtern Urlaubshungriger sofort zu Träumen beginnt, für den kommen hier gute Nachrichten vom Mittelmeer: Die Chancen auf Erholung im Süden steigen trotz Corona-Krise. Iago Negueruela Vázquez, Minister für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus der Balearen, hat den Reiseveranstaltern seinen Öffnungsplan präsentiert.

Die Voraussetzungen für eine Urlaubssaison seien gut, hieß es in der Videokonferenz: Die Zahl der Corona-Neuinfektionen liege derzeit bei einer pro Tag, aktuell gebe es nur rund 200 aktive Fälle bei 1,1 Millionen Einwohnern, 75.000 Tests seien bisher durchgeführt worden und es stünden 250 Intensivbetten zur Verfügung.
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Fokus liegt auf Pauschalreisen
Erste Testflüge und Probebetriebe für Hotels sollen nun im Juni stattfinden, ab Juli soll die Sommersaison richtig starten. Der Fokus liegt dabei auf organisierten Pauschalreisen, da die Besucherzahl kontrollierbarer sei als bei Individualreisen, betonte Vázquez.
Die Reiseveranstalter rüsten sich derweil für den Start und haben entsprechende Hygiene- und Schutzmaßnahmen entwickelt. „Wir haben uns in den vergangenen Wochen sehr intensiv mit den Regierungen der Urlaubsländer abgestimmt und begrüßen den Schritt, Sommerurlaub in den europäischen Feriengebieten darstellen zu können“, sagte ein Sprecher von Tui.
Die Sicherheit der Gäste habe auch bei DER Touristik höchste Priorität. Daher setzt der Veranstalter, gemeinsam mit seinen Partnern vor Ort, alles daran, eine verantwortungsvolle und sichere Urlaubssaison zu realisieren. „Das ist sowohl für unsere Gäste als auch die Menschen in den Destinationen wichtig“, betont Sven Schikarsky, Senior Vice President Sun & Beach DER Touristik Deutschland.
Mit generellen Preiserhöhungen in der Krise rechnen Branchenexperten nicht. „Zwar haben beispielsweise Hotels, Restaurants oder Campingplätze durch Hygienevorschriften und geringere Auslastung höhere Kosten, doch der Konkurrenzdruck ist hoch. Vielen steht das Wasser bis zum Hals“, so Tourismusexperte Torsten Kirstges von der Jade-Hochschule in Wilhelmshaven.
Die Pläne wecken aber nicht nur Vorfreude bei Urlaubern, sondern stoßen auch auf Kritik. Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, hat vor einer zu raschen Öffnung der europäischen Grenzen für den Tourismus gewarnt. „Ich würde der Regierung raten, die Grenzen geschlossen zu halten - und zwar in beiden Richtungen“, sagte Montgomery den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Dienstag). „Aus gesundheitlichen Gründen wäre es das Beste, die Menschen blieben an ihrem Wohnort.“
Risiko einer zweiten Infektionswelle steigt durchs Reisen
Mit Blick auf die geplante Aufhebung der Reisewarnung für Europa warnte Montgomery vor einem gefährlichen Wettlauf: „Die neuen Lockerungen zwischen den europäischen Ländern bereiten mir große Sorge, weil wir wieder einen Überbietungswettbewerb bekommen werden: Wer öffnet weiter, wer öffnet schneller?“ Durch den Reiseverkehr werde das Risiko einer zweiten Infektionswelle steigen: „Sie wird härter als die erste, weil wir nicht mehr so vorsichtig sein werden.“
Riskant sei die neue Reisefreiheit auch durch die zu erwartende Zunahme von Reisen nach Deutschland: „Wenn jetzt wieder Touristen nach Deutschland kommen, steigt auch die Infektionsgefahr“, sagte Montgomery. Die Grenzöffnungen seien deswegen verfrüht. „Die Regierung handelt hier ausschließlich aus ökonomischen Gründen - und unterschätzt dabei die gesundheitlichen Risiken“, kritisierte er: „Wir können noch nicht zurück zur Normalität.“ (mit dpa)