Corona spaltet: „Lasst es uns nächstes Jahr bitte anders machen!“

Giovanna Winterfeldt hält bei einer Corona-Demo eine Rede. Sie sagt: Die Regierenden müssen den Menschen gerecht werden, nicht umgekehrt. 

Giovanna Winterfeldt.
Giovanna Winterfeldt.Screenshot: YouTube

Berlin-Aktuell finden in Deutschland zahlreiche Demonstrationen statt. In den vergangenen Tagen waren Zehntausende Menschen auf den Straßen, um gegen die Corona-Politik und die mit ihr einhergehenden Veränderungen in der Gesellschaft zu protestieren. In Berlin sprachen bei einer vorwiegend von jungen Demonstranten besuchten Demo am 26. Dezember die Synchronsprecherin Giovanna Winterfeldt und die Schauspielerin Miriam Stein. Die Berliner Zeitung dokumentiert im folgenden die Reden der beiden Frauen.

Giovanna Winterfeldt:

Giovanna Winterfeldt bei ihrer Rede.
Giovanna Winterfeldt bei ihrer Rede.Foto: Jana Legler

Eine Demokratie bezeichnet eine Herrschaftsform, eine politische Ordnung oder ein politisches System, in dem die Macht und die Regierung vom Volk ausgehen.

Wenn ich das richtig verstehe, bedeutet das doch, dass wichtige politische Entscheidungen nicht über die Köpfe des Volkes hinweg getroffen werden sollten. Vor allem, wenn große Teile des Volks zu verstehen geben, dass sie nicht einverstanden sind. Richtig? Und das heißt im Umkehrschluss, dass wenn das Volk sich nicht mehr gut repräsentiert oder sogar übergangen fühlt, wir die Pflicht haben, darauf hinzuweisen, dass wir unsere Demokratie in Gefahr sehen.

Das wollten wir tun. Und es wurde uns verboten. Aufgrund eines Verdachts auf Unterwanderung. Ein Verdacht. Wenn man nun anfängt, aufgrund eines Verdachts Demonstrationen abzusagen, was sollen wir dann noch tun, um auf uns und unser Anliegen aufmerksam zu machen?

Ich verrate euch etwas. Ich habe keine Angst vor Corona. Nicht, weil es das nicht gibt, das habe ich nie behauptet, und ich persönlich kenne auch niemanden, der das behauptet. Ich habe keine Angst davor, weil ich mich mit den Zahlen und den wichtigen Bezugsgrößen und Daten auseinandergesetzt habe und für mich entschieden habe, dass es keinen Grund gibt, Angst zu haben.

Ich habe auch keine Angst vor der Impfung, obwohl ich tatsächlich einige Impfschäden im familiären Umfeld sowie im erweiterten Bekanntenkreis mitbekommen habe.

Ich erwische mich jedoch in letzter Zeit ab und zu dabei, dass ich Angst habe vor meiner Regierung. Vor der Unbarmherzigkeit, mit der sie gerade Menschen wie mich, die ihre Vorgehensweise kritisieren, mutwillig diffamiert und kleinredet. Sie mit Begriffen wie Verschwörungstheoretiker, Schwurbler und Aluhutträger betitelt und ihnen so das Recht abspricht, gehört zu werden. Beiträge und Berichte zensiert. Algorithmen so umbaut, dass Beiträge, die kritisch sind, automatisch gelöscht werden. Das ist nicht in Ordnung. Liebe Regierende: Ihr müsst uns gerecht werden, nicht andersrum!

Ich stehe heute nicht hier, weil ich mich selbst gern reden höre, sondern um all den Menschen meine Hand zu reichen, die Angst haben. Nicht vor einem Virus oder einer Impfung, sondern davor, Gesicht zu zeigen. Davor, die eigene Meinung laut auszusprechen. Weil ihnen eingeredet wurde, sie würden dann mit Nazis Seite an Seite gehen. Mit Schwurblern. Mit Menschen unterster Schublade. Seht euch um. Wir sind keine Nazis. Wir sind keine Schwurbler. Wir sind Eltern. LehrerInnen. ÄrztInnen. Pflegekräfte. Handwerker. Wir sind schwarz, weiß … wir sind bunt und divers.

Und wir haben das Recht, hier zu sein und zu sagen, dass wir mit den Maßnahmen und Regulationen der Politik so nicht einverstanden sind. Dass niemand sich zu etwas zwingen lassen muss, was er oder sie nicht will. Mir wurde beigebracht, dass nur ich alleine darüber entscheiden darf, was ich mit meinem Körper mache und was nicht. My body – my choice! Oder? Wir haben das Recht, Fragen zu stellen, und wir haben verdammt noch mal die Pflicht, unsere Kinder vor den Fehlern der Regierenden zu schützen.

Ich appelliere heute auch an meine Generation – die Kinder der 90er. Wo seid ihr? Wir sind doch nicht zur Schule gegangen, um jetzt dabei zuzusehen, wie Spaltung und systematische Ausgrenzung wieder salonfähig gemacht werden. Und wofür? Für etwas, was durch die Medien verzerrt und verklärt wurde. Für eine Wahrheit, die so volatil zu sein scheint, dass Politiker und sogenannte Experten sich quasi im Wochentakt selbst widersprechen.

Ich bin dankbar für jeden Einzelnen, der heute hierhergekommen ist. Und für alle, die so mutig sind und sich jetzt zu erkennen geben. Lasst uns gemeinsam weiter stark sein. Und unseren Mitmenschen, unseren Brüdern und Schwestern zu verstehen geben, dass wir eine Familie sind. Eine Menschheitsfamilie. Und dass es noch nicht zu spät ist, um einander endlich wieder zuzuhören und Brücken zu bauen.

Wir schließen niemanden aus. Nicht aufgrund von Hautfarbe, kulturellem Background, sozialen Hintergründen oder Stempeln im Impfpass. Ich reiche auch denjenigen meine Hand, die gerade für einen Impfzwang sind, und die Spaltung der Gesellschaft vorantreiben.

Lasst uns wieder zusammenfinden. Lasst uns wieder miteinander reden, und nicht mehr nur übereinander. Lasst es uns nächstes Jahr bitte anders machen.

Danke.

Miriam Stein:

Miriam Stein bei ihrer Rede.
Miriam Stein bei ihrer Rede.Foto: Jana Legler

Das ist mein zweiter Versuch, eine Rede zu schreiben, denn die erste hat so geklungen, als hätte ich Lösungen parat. Und ehrlich gesagt, habe ich die gerade leider nicht.

Ich stehe heute nur hier, weil ich wirklich nicht mehr weiter weiß. Ich schaue euch an und sehe eure Gesichter nicht, weil ihr Masken tragen müsst, damit wir heute überhaupt auf die Straße gehen dürfen. Und selbst das hat beim letzten Versuch, die Demo durchzubekommen, nicht gereicht.

Also ja, ich stehe hier, weil ich hoffe, eure Gesichter bald wieder sehen zu dürfen. Ich fasse es nicht, in welcher Geschwindigkeit sich unsere Welt, unser Leben in dieser kurzen Zeit verändert hat. Wie angstgesteuert wir alle geworden sind. Jeder auf seine Art.

Die einen haben Angst vor Corona, die anderen vor der Impfpflicht. Manche haben Angst vor den Ungeimpften, viele haben Angst, ihren Mund aufzumachen oder Angst vor der Regierung. Und ich habe Angst vor dem Schlechten, das all die Maßnahmen zurzeit in uns Menschen zum Vorschein bringen.

Es macht mir Angst, wenn ich sehe, wie wir uns instrumentalisieren lassen. Wie wir uns gegenseitig kontrollieren. Ob die Maske richtig sitzt, ob man zu viele Leute eingeladen hat, ob man wirklich geimpft oder genesen ist und somit eintreten darf. Wie wir nicht mehr aufeinander vertrauen, sondern einfach Regeln befolgen, weil die Regeln da sind, so oft sie sich auch ändern und so sinnfrei viele davon auch sein mögen.

Das alles macht mich traurig und manchmal auch wütend. Aber ich will nicht wütend sein, ich will tolerant sein. Ich will die Menschen so respektieren, wie sie sind, und das Gleiche erwarte ich mir von meinem Gegenüber. Aber genau das ist aktuell so schwierig, weil sich manche Ängste diametral gegenüberstehen. Weil Zahlen so unterschiedlich wahrgenommen oder dargestellt werden, und ja, weil jeder Mensch vielleicht ein anderes Sicherheitsbedürfnis hat.

Aber auch das muss doch möglich sein in einer freien Gesellschaft, dass ich das selbst definiere, wieviel Sicherheit ich haben möchte, oder eben nicht.

Es geht für mich schon lange nicht mehr um die Frage „geimpft oder ungeimpft“, sondern es geht darum, wie wir gemeinsam leben wollen.

Wollen wir in einer Gesellschaft leben, in der die Angst regiert? In der wir die absolute Sicherheit, das Null-Risiko haben wollen? Oder schaffen wir es, ein wenig loszulassen, anzuerkennen, dass es ein freies Leben mit Null-Risiko noch nie gegeben hat und auch nie geben wird?

Ich will, dass meine Kinder selbstbestimmt, in einer freien, liberalen Gesellschaft aufwachsen dürfen. Mit Politikern und Politikerinnen, die sich für die Meinungsfreiheit einsetzen, die den wissenschaftlichen Diskurs fördern, statt ihn zu unterbinden, die in ein gesamtheitliches Gesundheitssystem investieren, anstatt nur auf die Pharmaindustrie zu setzen, und die versuchen, BürgerInnen in einer Notsituation ihre Ängste zu nehmen, anstatt Angst zu schüren und sie hochzuhalten. Das ist nämlich etwas, dass ich den Politikern wirklich vorwerfe. Das sie uns absichtlich Angst machen, mit Hilfe einiger Medien.

So unterschiedlich unsere Ängste auch sind, wir müssten sie nicht haben, wenn man anders mit uns umgegangen wäre. Aber jetzt haben wir alle unsere Ängste, und die Politik ist nicht gewillt, sie uns zu nehmen. Das müssen wir selber tun.

Ich tue das, indem ich heute hier stehe, gemeinsam mit euch, und versuche, aktiv zu werden. Und es ist absurd, wie sehr man überlegen muss, wie man überhaupt aktiv werden darf, da man so schnell diffamiert wird. Aber ich kann nicht stumm zusehen, wie unsere Freiheit verloren geht.

Ich habe mir monatelang anhören müssen, dass meine Ängste absurd und unbegründet seien. Nein, Kinderimpfungen wird es nicht geben, wozu auch? Wie kommst du darauf, dass man seinen Job verlieren könnte, nur weil man nicht geimpft ist? 2G? Nein, Testen ist doch sogar besser. Eine Impfpflicht – Quatsch! Leider sind meine Ängste bereits fast alle real geworden.

Vielleicht ist gerade ein wichtiger Prozess im Gange. Vielleicht waren wir zu lange unpolitisch, zu faul, zu träge, zu gutgläubig, haben zu viel einfach geschehen lassen, zu viel auf unser blödes Smartphone gestarrt, anstatt uns anzulächeln in der S-Bahn, als das noch möglich gewesen wäre.

Vielleicht müssen wir jetzt anfangen, selbst zu gestalten, wie wir miteinander leben wollen. Wir müssen mutig sein und aufhören zu schweigen, wenn wir Ungerechtigkeit sehen.

Wir können es doch noch schaffen, die Gräben zu überwinden, die gerade zwischen uns gezogen werden. Ich weiß, und ihr wisst es auch, sonst wärt ihr nicht hier, dass es rote Linien verdammt nochmal gibt.

Meine Mama hat immer gesagt: „Die Freiheit eines Menschen hört da auf, wo die eines anderen beginnt.“ Und das finde ich auch. Aber meine und eure Freiheit hört nicht da auf, wo die Angst eines anderen beginnt.

Lasst uns gemeinsam friedlich zusammen mehr werden. Danke.