CSU: Die Top-Jobs verteilen die Jungs weiter unter sich
Aufbruch und Erneuerung ist der Anspruch an die neue große Koalition. Bei der CSU sieht diese Erneuerung so aus: Die drei CSU-Ministerien gehen an Männer. Irgendwem ist dann offenbar doch aufgefallen, dass das ein bisschen komisch wirkt. Also flugs nachgesteuert. Jetzt gibt es für eine Frau noch eine Art Abteilungsleiterposten im Kanzleramt. Der hat den schicken Titel Staatsministerin und ist eine wichtige Querschnittsaufgabe, mit Zuständigkeit für das Megathema Digitalisierung, nah dran an der Kanzlerin, schon klar. Aber die Leitung eines ganzen Hauses hängt nun mal nicht dran. Und Horst Seehofer hat diesen tollen Job eben nicht übernommen.
Es wäre all das nicht weiter bemerkenswert, wenn in der CSU nicht sonst auch vor allem die Männer das Sagen hätten: Es gibt ein paar Vize-Parteichefinnen, ein paar Landesministerinnen und nun auch wieder eine stellvertretende Generalsekretärin. Aber für die Frauen bleibt das, was die Männer übrig lassen. Die Top-Jobs der Partei verteilen die CSU-Jungs weiter unter sich: der Spitzenkandidat für die Landtagswahl, neun der zehn in der Partei so wichtigen Bezirksvorsitzenden, der Chef der Bundestagsabgeordneten (und übrigens auch die meisten Parlamentarier), der alte wie der neue Generalsekretär. Das wird mitnichten weniger gravierend dadurch, dass auch die SPD 150 Jahre gebraucht hat, um mal eine Frau an die Spitze zu lassen.
Bei den wichtigen Jobs ist Schluss mit Rücksicht
Es lassen sich Gründe für die dafür finden: Die Partei ist ein Männeruniversum, in dem Frauen fast überall in der Unterzahl sind außer in der Frauenunion. Es gibt mittlerweile eine Frauenquote für höhere Parteigremien, aber schon die wird offenkundig mehr ertragen als verstanden, anders als der nahezu heilige Regionalproporz. Wenn es um die entscheidenden Jobs geht, ist Schluss mit Rücksicht. In der Bundestagsfraktion etwa werden die Frauen regelmäßig auf Nebenthemen geparkt. Wenn sie es doch mal in Führungspositionen schaffen, haben sie schnell den Ruf weg, unprofessionell zu sein oder zu nett oder beides.
Vor kurzem hat einer der Männer in der CSU eine konservative Revolution gefordert. In Punkto Gleichberechtigung zeigt die Partei schon mal, was sie darunter versteht. Man kann sich daran erinnern, wenn die CSU das nächste Mal von Aufbruch redet.