CSU in Wildbad Kreuth: Streicheleinheiten im Wildbad

Wildbad Kreuth - Es sind nur wenige Meter Fußweg bis zum Eingang, aber auf diesen Metern kann man oft vieles ablesen über den Zustand der CSU. Die Journalisten warten mit Blöcken und mit Kameras. Man kann versuchen, sich vorbeizuschleichen, man kann sich wegducken oder strahlend daherschreiten. Man kann sich Begleiter auf den Weg mitnehmen. Wer Mitarbeiter hat, sieht wichtig aus. Man kann mit Parteifreunden ein paar Worte wechseln und lachen. Das sieht dann unheimlich entspannt aus. Man kann sich auch Parteifreunden anschließen, die gerade wichtig sind, und dann hoffen, dass das Strahlen ein wenig abfärbt.

Der Parteivorsitzende, wie er auch gerade heißt, wird grundsätzlich abgeholt von ein paar CSU-Leuten. Karl-Theodor zu Guttenberg konnte sich vor Begleitung auch kaum retten, damals, als er noch der Star der CSU war. Guttenberg ist inzwischen in den USA, der neue Star heisst Ilse Aigner.

Sie gilt als Nachfolgerin von Horst Seehofer. Man könnte sich sehen lassen mit ihr als CSU-Mensch. Aber Aigner kommt allein. Sie lacht, wie sie halt immer lacht, sagt ein paar Worte über die prächtige Bilanz der CSU und befindet, dass der Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit erstaunlich gelassen mit der erneuten Verschiebung der Flughafen-Eröffnung umgehe. Das ist eigentlich gar nicht ihr Thema, sondern das von Peter Ramsauer, dem Bundesverkehrsminister. Aber der hat sich zum Flughafen lieber nicht eingelassen. Nur kein falsches Wort, schließlich ist auch der Bund am Flughafen beteiligt und außerdem ist Ramsauer bei Seehofer nicht ganz wohlgelitten.

Als „Zar Peter“ hat der Parteichef ihn vor Weihnachten bezeichnet, und es war nicht nett gemeint. Finanzminister Markus Söder hat er vorgeworfen, vor Ehrgeiz zerfressen zu sein. Das war selbst den Rauheit gewöhnten CSU-Leuten zu viel. Söder bekam Streicheleinheiten wie selten zuvor.

Man könnte also meinen, dass sich Seehofer in Kreuth einiges anhören muss. Aber es hört sich anders an: „Schnee von gestern“, sagt Aigner zu Seehofers Schimpftirade. „Alte Geschichten“, sagt Seehofer und findet, die CSU sei ganz wunderbar geschlossen: „Offenheit und Geschlossenheit sind ein Geschwisterpaar.“ Selbst der Europaabgeordnete Markus Ferber, der mit Seehofer schon öfter über Kreuz lag, sieht keinen Streit heraufziehen: „Waren wir vor Wahlen jemals ungeschlossen?“ fragt er.

Gute Umfragewerte für CSU

An der Landtagswahl im Herbst richtet sich die Partei nun aus – und schluckt deswegen wohl auch so manches. Die Umfragewerte sind gerade ziemlich gut, zumindest für die CSU. Bei der FDP sieht das anders aus, und die braucht die CSU vielleicht weiter zum Regieren. Deswegen verkleidet man die Kritik als Ratschläge. Es wäre gut, wenn die FDP sich nicht mehr nur mit sich selbst beschäftigen würde, sagt Seehofer.

Sein Generalsekretär Alexander Dobrindt wirft mit Sprachbildern um sich: Der Desperado Dirk Niebel solle endlich seine Solotänze beenden und Synchronschwimmen lernen, weil es sonst in der Badewanne für die FDP zu eng werde. Die Desperado-Partei ist Dobrindt aber dann doch lieber als die Grünen, die „zutiefst linke und antibürgerliche Partei“ seien. Wie die CDU setzt die CSU bei diesen Wahlen klar auf einen Lagerwahlkampf.

Seehofer wiederholt seine Forderung nach einer Pkw-Maut. Die jüngste Absage der Kanzlerin sei nicht als solche zu verstehen, sagt er. „Sie hat gesagt: Sie hat ihre Meinung nicht geändert. Sie hat nicht gesagt: Sie wird ihre Meinung nicht ändern“, sagt Seehofer. Ilse Aigner ist neulich gefragt worden, ob sie einen Spitznamen für Seehofer habe. „Horst“, hat sie geantwortet.