Der Aktivist von Greenpeace schwebte in Lebensgefahr

Scharfschützen der Polizei hatten den Mann bereits im Visier, als er mit einem Gleitschirm ins Münchner Fußballstadion schwebte.

Nach der Bruchlandung: Der deutsche Fußballspieler Antonio Rüdiger kümmert sich um den Greenpeace-Aktivisten.
Nach der Bruchlandung: Der deutsche Fußballspieler Antonio Rüdiger kümmert sich um den Greenpeace-Aktivisten.imago/Ulmer

Berlin-Diese Aktion ging nach hinten los. Noch vor dem Anstoß des EM-Fußballspiels Deutschland gegen Frankreich landete ein Bruchpilot von Greenpeace auf dem Rasen des Münchner Fußballstadions.

Der Aktivist der Umweltgruppe wollte mit seinem Gleitschirm eigentlich über das Stadion hinweggleiten und lediglich einen gelben Ballon mit einer Protestaufschrift auf den Platz schweben lassen, teilte die Umweltorganisation am Mittwoch mit. Allerdings sei zeitweilig die Steuerung des elektronisch betriebenen Gleitschirms ausgefallen, weshalb der Pilot an Höhe verlor und dann ein Stahlseil berührte. Schließlich musste er im Stadion notlanden, wobei er im Tiefflug zuvor zwei Männer verletzte, die im Krankenhaus behandelt werden mussten. Einer der beiden war am Mittwoch noch in der Klinik.

Entsprechend verheerend fiel die Reaktion auf die Aktion aus. Kritik kam von Politikern aller Parteien. CDU- und AfD-Politiker forderten, die Gemeinnützigkeit von Greenpeace zu überprüfen. Die Organisation selbst hatte am Abend noch ein Bild des fliegenden Gleitschirms gepostet und dazu geschrieben, worum es ging: „Hey, Volkswagen time to kick out oil!“, auf Deutsch: Zeit, Öl rauszuschmeißen. Der Protest richtete sich damit gegen einen der Sponsoren der Fußball-Europameisterschaft, mit der Forderung, keine klimaschädlichen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr zu verkaufen. Eine Stunde später wurde ein Tweet veröffentlicht, in dem es hieß, man hoffe, dass niemand ernsthaft verletzt sei.

Am Mittwoch schließlich schaltete Greenpeace um und twitterte gleich mehrmals hintereinander Entschuldigungen. Der Geschäftsführer von Greenpeace Deutschland, Roland Hipp, sprach sein tiefes Bedauern aus: „Es war niemals Intention der Aktivist:innen, Menschen zu gefährden.“

In größerer Gefahr als er selbst annahm, war offenbar auch der Pilot des Gleitschirms. Nach Angaben des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann hatten ihn bereits Scharfschützen der Polizei im Visier, die zunächst annahmen, dass es sich um einen Terroranschlag handelte. „Es hätte ganz anders ausgehen können, auch für den Piloten“, sagte Herrmann.

Die Fernsehzuschauer bekamen nicht allzu viel von der Aktion mit. Anders als beim Unglücksfall des dänischen Nationalspielers Christian Eriksen, der bewusstlos am Boden liegend gezeigt wurde, blendeten die Kameras sofort weg.  Auf dem Bildschirm war lediglich kurz zu sehen, wie der Gleitschirm über dem Stadion schwebte, später dann, wie der Pilot nach der Bruchlandung am Boden kauerte. Auf einem Foto ist zu sehen, dass der deutsche Spieler Antonio Rüdiger dem Aktivisten auf die Beine half. Er wurde dann von Polizisten abgeführt. Gegen ihn wird jetzt wegen gefährlicher Körperverletzung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Luftverkehr ermittelt.