Der Terror von Hanau bleibt das Leiden der anderen
Solange wir den Rechtsterrorismus nicht wirklich als Gefahr für uns alle empfinden, wird sich die Gesellschaft nicht ändern.
Berlin-Ja, es war ein Terroranschlag, was in Hanau passierte, und inzwischen sprechen das auch fast alle aus. Frank-Walter Steinmeier war einer der Ersten. „Das heißt doch Terror: durch Gewalt und Tod Schrecken zu verbreiten, Angst zu machen, uns auseinanderzutreiben“, sagte der Bundespräsident am Donnerstagabend. Es waren die richtigen Worte. Nur bilden sie nicht die Realität ab.

Weil rechter Terror, trotz anderslautender Beteuerungen, eben nicht als „Anschlag auf uns“ wahrgenommen wird. Die Gedenkveranstaltungen und Solidaritätsbekundungen in ganz Deutschland mit Tausenden Teilnehmern sind wichtig. Und sie sind das Mindeste. Zehn ermordete Menschen bleiben ein hoher Preis für ein zartes Zusammengehörigkeitsgefühl, das sich inzwischen einzustellen scheint. Wenn es denn so wäre.
Die weiße deutsche Gesellschaft fühlt sich nicht betroffen
In Deutschland gelten Menschen mit Migrationshintergrund nach wie vor als Randgruppe. Es spricht für sich, dass das ZDF regelrecht gefeiert wurde, weil man die Journalistin Kübra Gümüsay in die Talkshowrunde am Donnerstagabend geladen hatte. Eine Frau mit Kopftuch im deutschen Fernsehen ist eine Sensation, keine Normalität.
Die weiße deutsche Gesellschaft fühlt sich von Hanau nicht unmittelbar betroffen. Weil sie ihr Entsetzen bekunden kann, ohne echte Angst spüren zu müssen. Wäre es anders, würde nicht alle Jahre wieder die unsägliche Leitkulturdebatte hervorgekramt, nicht mit dem Ruf nach einem Burka-Verbot Wahlkampf am rechten Rand betrieben.
Dass der Terroranschlag von Hanau als „fremdenfeindlich“ bezeichnet wird, passt ins Bild. Denn was sagt dieser Begriff denn aus, als: „Dieser Anschlag galt euch, nicht uns“?
In einem Land, in dem elf Millionen Menschen ohne deutschen Pass leben und jeder Vierte einen Migrationshintergrund hat, bleibt so das Leiden unter dem rechten Terror das Leiden der anderen.