Berlin - Eigensinn schadet – den anderen, aber auch dem eigenen Urheber. Veranschaulicht wird dies durch die Situation des Gefangenendilemmas in der Spieltheorie: Zwei inhaftierte Komplizen könnten glimpflich davon kommen, wenn sie beide einfach die Aussage verweigern.
Doch da sie getrennt befragt werden, ist der Reiz für den Einzelnen sehr groß, ein Geständnis abzulegen und so auf Kosten des jeweils anderen eine Art Kronzeugenregelung für sich in Anspruch zu nehmen. Das Ergebnis: Beide sagen aus und erhalten eine höhere Strafe, als wenn sie eine gemeinsame Strategie verfolgt und geschwiegen hätten.
Eigentlich haben alle Mitgliedsstaaten ein Interesse an einer EU, die funktioniert. An einem Europa, das nach innen so einig ist, dass es nach außen überzeugend auftreten kann – so dass es zwischen der alten Weltmacht USA, dem häufig unberechenbaren Russland und dem auf Dauer unweigerlich wichtiger werdenden China ein eigenes Gewicht hat.
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Großbritannien macht es sich zu einfach
Wirtschaftliche Stärke, gute Zusammenarbeit und gemeinsame Werte: es braucht alles drei für ein starkes Europa. Und doch hat auch der aktuelle EU-Gipfel gezeigt: Die Europäische Union ist gefangen in einer Vertrauenskrise der Mitglieder untereinander. Und im Hang der Einzelnen vor allem auf eigene kurzfristige Vorteile zu schauen.
Das beste Beispiel dafür ist der Spieler David Cameron, der alles auf eine Karte gesetzt hat, indem er die Briten über den Verbleib in der EU abstimmen lässt. Die Strategie des Premiers: Wenn ein wichtiges Land wie Großbritannien in Brüssel halsstarrig auftritt, dann wird man ihm schon irgendwie entgegenkommen.
Ja, keine Frage, Cameron hat in Großbritannien schwere Kämpfe mit EU-Gegnern auszufechten. Doch: Glaubt irgendjemand, das hätte nichts damit zu tun, dass Cameron und vor ihm zahllose andere britische Konservative immer den einfachen Weg gesucht haben, für möglichst viele Probleme stets Brüssel verantwortlich zu machen?