Die Frau, die wegen einer Kartoffel einen mächtigen Shitstorm erntet
Ferda Ataman soll neue Antidiskriminierungsbeauftragte werden. Doch viele werfen ihr vor, sie sei nicht integrativ und daher eine Fehlbesetzung.

In dem alltäglichen Wort „Kartoffel“ steckt selten so viel Entrüstungspotenzial. 2020 gebrauchte es Ferda Ataman in einer Spiegel-Kolumne. Sie verteidigte die Bezeichnung „Kartoffel“ für Deutsche ohne Migrationshintergrund – und provozierte.
Zuvor hatte sie dem damals von Horst Seehofer (CSU) geführten Heimatministerium unterstellt, „vor allem Symbolpolitik für potenzielle rechte Wähler“ zu betreiben. Seehofer zog empört Konsequenzen und blieb anschließend einem Integrationstreffen mit Ataman im Kanzleramt fern.
Nun hat die Bundesregierung Ferda Ataman als neue Antidiskriminierungsbeauftragte vorgeschlagen – und selten sind die Wogen bei einer Personalie so hochgeschlagen. Seit Tagen erntet die Journalistin einen Shitstorm nach dem nächsten. Viele, auch die muslimische Gemeinschaft, kritisieren, sie sei keine integrative Figur, sondern spalte. Eine Fehlbesetzung sei sie, sagen Unionspolitiker. Die FDP ist ebenso nicht entzückt.
Ferda Ataman ist 43 Jahre alt, sie wurde 1979 in Stuttgart geboren und wuchs in Nürnberg auf. Ihre Eltern wanderten aus der Türkei ein, stammten aber ursprünglich aus Thessaloniki. Sie studierte Politikwissenschaften mit dem Schwerpunkt Moderner vorderer Orient und Migration, erst in Erlangen-Nürnberg, dann in Berlin.
Nach dem Studium arbeitete sie als Redenschreiberin für den damaligen NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU), der ihr auch gleich zur aktuellen Nominierung gratulierte. Danach begann sie eine Ausbildung an der Berliner Journalisten-Schule, schrieb in Folge unter anderem für Spiegel Online. Von 2010 bis 2012 leitete sie das Referat Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und von 2012 bis 2016 den Mediendienst Integration, einen Informationsdienst für Journalisten des Rats für Migration.
Sie sollte daher wissen, dass gerade Sprache – und sei es „Kartoffel“ – als Antidiskriminierungsbeauftragte klug gewählt sein muss, denn es ist ein sensibles Feld. Aber jetzt muss die Publizistin nach dem Vorschlag der Regierung erst einmal, voraussichtlich diese Woche, vom Bundestag gewählt werden.