Weder Wegner noch Giffey sollen Bürgermeister werden: Umfrage zeigt schizophrenes Berlin

Die Meinung unserer Leser zur Wahl, dem Ergebnis und der Parteien ist klar: Rot-Grün-Rot soll bleiben, aber ohne die Regierende Bürgermeisterin.

Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD, Kai Wegner und Franziska Giffey.
Die Spitzenkandidaten von CDU und SPD, Kai Wegner und Franziska Giffey.F. Kern/Imago/Future Image

Glücklich mit den Ergebnissen der Wiederholungswahl sind die Berliner nicht. Das hat die Berliner Zeitung bei einer nicht repräsentativen Instagram-Umfrage vor und nach der Wahl feststellen können. Soll also alles beim Alten bleiben?

Einen Tag vor der Wahl antworteten 71 Prozent der Follower, dass sie mit der rot-grün-roten Regierung nicht zufrieden sind. Einen Tag nach der Wahl antworteten 60 Prozent, dass sie mit den Wahlergebnissen nicht zufrieden sind. Die Berliner scheinen doppelt frustriert zu sein.

Wer sollte Berlin jetzt regieren: Kai Wegner (CDU) oder Franziska Giffey (SPD)?
Wer sollte Berlin jetzt regieren: Kai Wegner (CDU) oder Franziska Giffey (SPD)?Florentin Münstermann/Berliner Zeitung

Die CDU um Kai Wegner ist zwar der klare Wahlsieger, eine rot-grün-rote Koalition können sich aber trotzdem viele Befragte noch vorstellen. Einer der Hauptgründe für den Stimmenzuwachs der CDU ist für die Teilnehmer der Protest. Das zeigen auch die Antworten. 

Warum haben so viele Menschen die CDU gewählt? Ein paar Antworten unserer Nutzer:
  • Aus Protest, nicht wegen Inhalten.
  • Um die SPD zu bestrafen.
  • Purer Protest, weil die AfD nicht wählbar ist.
  • Verzweiflungstat.
  • Unzufriedenheit, Enttäuschung, Trotz.
  • Zu viele alte Wähler.
  • Steigende Kriminalität auf den Straßen wurde nicht ernst genommen.
  • Unzureichende Verkehrspolitik und innere Sicherheit.
  • Fehlende Sauberkeit, kein Fortschritt bei Verwaltung, ÖPNV und Wohnungsbau.
  • Frustration über das Chaos in der Stadt.

Viele unserer Instagram-Leser möchten mit ihrer Wahl zeigen, dass es in der Hauptstadt so nicht weitergehen kann und sich etwas ändern muss. Außerdem hat für die Befragten die CDU vor allem durch Polarisierung und Populismus gepunktet. Die Wahlkampf-Rhetorik der christlich-demokratischen Partei halten zwar 58 Prozent für problematisch, aber andere Parteien seien halt nicht wählbar. Auch die Tatenlosigkeit nach der Silvesternacht der rot-grün-roten Regierung trägt Mitschuld am Stimmenzuwachs der Christdemokraten, so das Ergebnis. 

Viele Menschen in Berlin fanden die Rhetorik der CDU problematisch, haben sie dann aber aus Protest trotzdem gewählt.
Viele Menschen in Berlin fanden die Rhetorik der CDU problematisch, haben sie dann aber aus Protest trotzdem gewählt.Florentin Münstermann/Berliner Zeitung

SPD soll weiter regieren, aber ohne Giffey

Insgesamt sind 45 Prozent unserer Umfrage-Teilnehmer der Meinung, dass eine Koalition aus SPD, Grünen und Linke Berlin weiterhin regieren sollte. Auf Platz zwei landet mit 32 Prozent die große Koalition von CDU und SPD. Demnach sollen für den Großteil der Befragten die Sozialdemokraten in der Landesregierung bleiben.

Warum hat die Partei dann so ein schlechtes Wahlergebnis? Ein Viertel der Teilnehmer gibt an, dass die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey die Schuld trägt. Manche betiteln es auch als „Unfähigkeit von Frau Giffey“. Der große Schwung aber (40 Prozent) begründet die Stimmenverluste der Sozialdemokraten mit einem gänzlichen Versagen der Partei, das heißt auf Bundes- und Landesebene. Das Management von Kanzler Scholz und der Ampel-Regierung färbt auch auf den Berliner Wahlkampf ab.

Die Befragten sind mit der SPD unzufrieden, wollen ihr aber noch eine Chance geben. Mit wem sie aber eindeutig abgeschlossen haben: Giffey. Die SPD soll zwar in der neuen Regierung bleiben, jedoch keinesfalls mit Giffey an der Spitze, sagen 65 Prozent unserer Leser. Kai Wegner ist auch nicht wirklich beliebter. Mit 53 Prozent ist über die Hälfte der Befragten dagegen, dass er die Rolle des Regierenden Bürgermeisters übernimmt. 

Was den Wählern sonst noch am Herzen liegt

Die Berliner haben gewählt, weil sie gehört werden möchten und sich eine Veränderung in der Politik wünschen, wie aus den Antworten der Befragten hervorgeht. Die neue Koalition, egal aus welcher Parteienkonstellation, muss das Vertrauen der Wähler wieder gewinnen. Dafür soll sie laut unseren Lesern das Chaos in der Hauptstadt in ein lebenswertes Berlin umwandeln.

Themen wie Digitalisierung, innere Sicherheit oder Kontrolle der Drogenkriminalität liegen den Umfrage-Teilnehmern sehr am Herzen. Aber auch beim Wohnungsbau sowie der Miet- und Verkehrspolitik wünschen sie sich, dass mehr passiert. Wohnungen sollen bezahlbar sein, der ÖPNV verlässlich und das Auto-, genauso wie Fahrradfahren, vertretbar. Daneben tauchen in den Antworten vermehrt Punkte zum Umwelt- und Klimaschutz auf. Es gibt also eine Menge zu tun für die neue Berliner Regierung.

Insgesamt haben 1651 Personen an der Umfrage teilgenommen. 71 Prozent von ihnen sind wählen gegangen und davon haben wiederum 43 Prozent anders gewählt als noch bei der Abgeordnetenhauswahl im Jahr 2021. 

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