„Die wahre Religion“: Das wirft der Verfassungsschutz der Salafisten-Organisation vor

Bei der bundesweiten Razzia gegen Islamisten am Dienstagmorgen hat die Polizei zahlreiche Objekte in mehreren Bundesländern durchsucht. Allein in Berlin waren rund 200 Polizisten im Einsatz, auch in Köln gab es Durchsuchungen. Ziel der Aktion ist der Verein „Die wahre Religion“ des Kölner Predigers Ibrahim Abou-Nagie. Das Netzwerk steht hinter umstrittenen Koran-Verteilaktionen in deutschen Städten und ist jetzt vom Bundesinnenministerium verboten werden. 

Erklärtes Ziel der Kampagne unter dem Namen „Lies!“ ist es, jedem Haushalt in Deutschland eine Koran-Übersetzung zur Verfügung zu stellen. Laut Abou-Nagie sind bis Mitte 2016 rund 3,5 Millionen Exemplare verteilt worden. 

Der Verfassungsschutz wirft dem Verein vor, hinter dieser religiösen Fassade für verfassungsfeindliche Inhalte zu werben. „Die wahre Religion“ trage  zur Rekrutierung dschihadistischer Islamisten bei. Die Anschläge des Islamischen Staates würden glorifiziert, Teilnehmer seien bereits nach Syrien oder in den Irak gereist, um dort zu kämpfen.

Unter dem Vorwand der Werbung für den Islam bringe der Verein als Netzwerk bundesweit in Fußgängerzonen dschihadistische Islamisten zusammen, begründete Innenminister de Maizière das Verbot. Mehr als 140 junge Menschen seien nach der Teilnahme an „Lies“-Aktionen nach Syrien oder in den Irak ausgereist, um sich dort dem Kampf extremistischer Gruppierungen wie dem Islamischen Staat (IS) anzuschließen.

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Laut de Maiziere handelt es sich nach dem Verbot des Kalifatstaates 2001 um das zweitgrößte Verbotsverfahren des Bundesinnenministeriums überhaupt.

Gründer Abou-Nagie wird auch auf der Website der Organisation, die bislang nicht abgeschaltet wurde, als Geschäftsführer der Gesellschaft „Lies“ genannt.

Bei der Razzia ging es offenbar weniger um die Festnahme einzelner Personen, sondern um die Überstellung von Verbotsverfügungen und die Sicherung von Beweismaterial. (red, mit dpa)