Dissident Nathan Law: „Ein weiterer ungeheuerlicher Versuch, die Freiheitskämpfer zum Schweigen zu bringen“
Der 27-jährige Aktivist musste selbst nach London fliehen, um einer Inhaftierung in Hongkong zu entgehen.

Berlin-Der Hongkong-Aktivist Nathan Law hat die Verhaftung des Oppositionspolitikers Joshua Wong in Hongkong scharf verurteilt. „Das ist ein weiterer ungeheuerlicher Versuch, die Stimme der Freiheitskämpfer in Hongkong zum Schweigen zu bringen, insbesondere von jemandem, der wie Joshua eine Hauptrolle spielt“, sagte Law der Berliner Zeitung am Donnerstag. „Die Welt muss diese willkürlichen Verhaftungen verurteilen und die Verschlechterung der Freiheit in Hongkong weiterhin im Auge behalten.“
Wong war von der Polizei am Donnerstag vorübergehend festgenommen worden. Erst nach mehreren Stunden kam der 23-jährige Aktivist der chinakritischen Demokratiebewegung wieder auf freien Fuß, wie er der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.
Wong hatte sich nach eigenen Angaben auf einer Polizeiwache gemeldet und wurde dort wegen der Teilnahme an einer unerlaubten Versammlung am 5. Oktober 2019 festgenommen. Auch wurde er demnach beschuldigt, gegen das damals geltende Vermummungsverbot bei Protesten verstoßen zu haben.
Der 23-Jährige ist eines der bekanntesten Gesichter der Demokratiebewegung, er organisierte bereits als Jugendlicher Proteste und saß früher bereits mehrere Monate im Gefängnis. Nach seinen Angaben wurde nun ein Gerichtstermin für den 30. September angesetzt. Ihm droht nach eigenen Angaben eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren für die unerlaubte Versammlung und ein Jahr Haft für das Tragen einer Maske.
Der 27-jährige Nathan Law kämpft ebenfalls bereits seit Jahren gegen die allmähliche Übernahme der ehemaligen britischen Kronkolonie durch China. Er wurde vor drei Jahren zu einer Haftstrafe verurteilt, nachdem die sogenannte Regenschirm-Bewegung freie Wahlen gefordert hatte. Ein Jahr zuvor war er ins Hongkonger Parlament gewählt worden, was in seinem Fall jedoch für ungültig erklärt wurde. Nachdem im Juni das sogenannte Staatssicherheitsgesetz für Hongkong erlassen wurde, floh Law nach London, wo er seither lebt. Zu seiner Familie hat er nach eigenen Aussagen seit dem Sommer keinen Kontakt mehr.