Elternzeit Karriere: Vier von zehn Frauen bereuen Elternzeit

Das geht aus einer unveröffentlichten Elternumfrage des Bundesfamilienministeriums hervor, aus der die Welt am Sonntag zitiert. Demnach stellen 38?Prozent der Teilnehmerinnen an der Studie negative Auswirkungen der Babypause auf das berufliche Fortkommen fest, bei den Männern sind es 28 Prozent. Insgesamt wurden knapp 4?000 Mütter und Väter zwischen Ende Januar und Mitte Februar befragt.

Besonders groß ist die Unzufriedenheit bei Teilzeitkräften: Zwar sehe sich das Gros junger Eltern beim Wunsch nach einer Reduzierung der Arbeitszeit von ihren Chefs unterstützt. Doch fast vier von zehn Teilzeitbeschäftigten hielten verringerte Arbeitszeit aus Karrieregründen für problematisch. Maximal können drei Jahre Elternzeit genommen werden.

Die FDP-Frauenpolitikerin Sybille Laurischk forderte als Reaktion auf die Umfrage, dass die Wirtschaft familienfreundlicher werden müsse. „Es darf nicht noch mehr Druck auf die Frauen ausgeübt werden“, sagte sie der Frankfurter Rundschau. Wenn Frauen die Elternzeit als Karrierebremse empfänden, zeige dies vor allem, dass die Wirtschaft viel stärker auf die Bedürfnisse von jungen Familien eingehen müsse, so Laurischk. „Die Belange der Wirtschaft sind wichtig, aber die der Familien auch.“

Auf keinen Fall dürfe die Konsequenz sein, die Elternzeit weiter einzuschränken, wie es Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt vor einigen Wochen gefordert hatte. Der Arbeitgeberchef hatte angeregt, die Elternzeit auf ein Jahr zu reduzieren, sobald es überall genug Kitas gebe. Auch das Elterngeld sollte seiner Meinung nach gekürzt werden. Hundt hatte argumentiert, Elterngeld wie Elternzeit setzten falsche Anreize, da sie junge Eltern zu lange vom Arbeitsplatz fernhielten. Ziel müsse es sein, beide Elternteile nach der Geburt des Kindes schneller und möglichst in Vollzeit an den Arbeitsplatz zurückzubringen. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hatte dies empört zurückgewiesen.

Aufstieg aus der Teilzeit

Auch die Grünen-Familienexpertin Ekin Deligöz hält nichts davon, die Elternzeit weiter einzuschränken. „Wir haben die Elternzeit durch die Elterngeldreform ja schon verkürzt. Früher waren es drei Jahre, inzwischen nehmen die meisten durch das Elterngeld nur noch ein Jahr“, sagte die Vize-Fraktionschefin der FR. Das eigentliche Problem sei aber die Rückkehr in den Job.

Wie schaffe ich es, dass Eltern nach ihrer Auszeit wieder den Anschluss im Beruf schaffen, das sei die Schlüsselfrage, findet Deligöz. Nicht die Länge der Elternzeit sei entscheidend, sondern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Frauen müssen die Auszeit nehmen, weil es keine Kinderbetreuung gibt.“ Und wieder im Job müssten viele Teilzeit arbeiten, weil sie nur einen Halbtagesplatz in der Kita für ihr Kind bekommen. Teilzeitarbeit sei aber der Karrierekiller Nummer eins in Deutschland, sagte die Grüne. Sie fordert deshalb, dass der berufliche Aufstieg auch aus der Teilzeit möglich sein müsse, „das ist in Deutschland bislang praktisch ausgeschlossen“.

Immerhin, ein positives Ergebnis brachte die Umfrage: Vier von fünf Befragten gaben an, dass die Inanspruchnahme von Elternzeit in ihren Firmen heutzutage als unproblematisch erachtet wird.