Zu unsicher: Linken-Chefin Wissler reist doch nicht in die Ukraine

Linken-Chefin Janine Wissler wollte mit Kolleginnen nach Kiew und Lwiw fahren. Weil die Reise bekannt wurde, war der Rosa-Luxemburg-Stiftung das Risiko zu groß.

Wer hat ihre Reiseroute geleakt? Janine Wissler, Vorsitzende der Linken, wollte mit Parteikolleginnen in die Ukraine reisen. Doch der Zug fuhr ohne sie ab.
Wer hat ihre Reiseroute geleakt? Janine Wissler, Vorsitzende der Linken, wollte mit Parteikolleginnen in die Ukraine reisen. Doch der Zug fuhr ohne sie ab.dpa/Christophe Gateau/

Es sollte eine Reise voller Symbole sein, eine brisante Reise einer in der Haltung zum Ukraine-Krieg heillos gespaltenen Partei. Linken-Chefin Janine Wissler wollte sich am heutigen Donnerstag in einen Zug Richtung Ukraine setzen, doch der Zug fuhr ohne sie ab. Der Vorstand der parteinahen Rosa-Luxemburg-Stiftung, der die Reise organisiert hatte, sagte kurzfristig ab. Der Grund: Weil die Reisedaten zuvor öffentlich wurden, sei die Sicherheit nicht gewährleistet. Jetzt soll die Fahrt zu einem anderen Zeitpunkt nachgeholt werden.

Das bestätigte die Berliner Linken-Landesvorsitzende Katina Schubert der Berliner Zeitung. Sie selbst stand wie etwa auch die Brandenburger Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg auf der Delegationsliste.

Auslöser der Absage sei ein Artikel der Zeitung Junge Welt aus der vorigen Woche gewesen, sagt Schubert. Unter der Überschrift „Die Reihen schließen gegen Moskau“ geht es nicht nur um einen Rüffel für die Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht und Klaus Ernst wegen ihrer Russland-freundlichen Äußerungen. Berichtet wurde auch über die Reisepläne von Wissler, Schubert und Co. Kiew und Lwiw sollten die Ziele sein, ebenso die Holocaust-Gedenkstätte Babyn Jar sowie die Stadt Tschernigow an der weißrussischen Grenze. Durchgestochen wurde die Route offenbar aus der Bundestagsfraktion, in der sich Putin-Versteher und -Gegner unversöhnlich gegenüberstehen.

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An den geplanten Orten wollte sich die Delegation mit zivilgesellschaftlichen Organisationen treffen. In dem Wissen, dass Linkspartei-Funktionäre eher nicht zu den deutschen Politikern zählen, die in der Ukraine willkommen sind. Letztlich war der Stiftung dann aber das Risiko zu groß.

Katina Schubert ist nicht glücklich mit der Absage. „Wir wären gefahren“, sagt sie über sich und die anderen Politikerinnen. Da es aber eine Reise der Stiftung gewesen sei, sei dies nicht möglich gewesen. „Ich hätte es richtig gefunden, zu reisen“, sagt Schubert, „diese Putinisten sollen sich nicht einbilden, uns bremsen zu können.“ Es hätte eben eine Reise mit einem Signal nach außen wie nach innen zugleich werden sollen.

Bei der Absage soll es deswegen nach dem Willen Schuberts und ihrer Parteifreundinnen nicht bleiben. Man halte zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung an den Reiseplänen fest und wolle diese zu einem späteren Zeitpunkt unternehmen - aber erst hinterher davon berichten. Und die Frage nach der Sicherheit? „Ich wäre nicht ohne Angst hingefahren. Meine Familie war jedenfalls froh, dass die Reise nicht stattfand“, sagt sie. „Aber ich glaube, wir wären da lebend wieder rausgekommen.“