Hannover - Die Staatsanwaltschaft Hannover sieht erst einmal keinen Anlass für eine Hausdurchsuchung bei Ex-Bundespräsident Christian Wulff. Es bestehe keine Verdunkelungsgefahr, sagte Sprecher Hans-Jürgen Lendeckel am Montag. Die Ermittlungen gegen Wulff wegen Vorteilsannahme liefen normal weiter. „Wir arbeiten mit dem nötigen Nachdruck, aber natürlich auch mit der gebotenen Gründlichkeit“, sagte Lendeckel.
Wulff steht im Verdacht, eine Reihe von Gefälligkeiten von dem Filmunternehmer David Groenewold angenommen zu haben. Eine Firma, an der Groenewold beteiligt ist, hatte 2006 eine Zusage für eine Landesbürgschaft in Höhe von vier Millionen Euro erhalten. Nach dem Antrag der Staatsanwaltschaft auf Aufhebung der Immunität war Wulff am Freitag vom Amt des Bundespräsidenten zurückgetreten.
Die Staatsanwaltschaft Hannover hatte daraufhin am Samstag das Ermittlungsverfahren gegen Wulff eingeleitet. Die Federführung bei den Ermittlungen hat den Angaben zufolge der Leiter der Zentralstelle Korruptionsstrafsachen, Clemens Eimterbäumer. Der 41-jährige Oberstaatsanwalt ist seit 1998 im Justizdienst des Landes und übernahm die Leitung der Zentralstelle Ende Oktober 2011.
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Nach Informationen der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" begründet die Staatsanwaltschaft ihre Ermittlungen in einem 13-seitigen Gutachten unter anderem mit den Beziehungen zu Groenewold. Das Land Niedersachsen hatte demnach am 20. Dezember 2006 dem Unternehmen „Get Lost Films GmbH“, dessen Geschäftsführer der mit Wulff befreundete Filmunternehmer David Groenewold war, eine Bürgschaft über vier Millionen Euro gewährt. Erst zwölf Tage zuvor war der Gesellschaftsvertrag unterschrieben worden. Das Unternehmen wurde 2007 umbenannt, produzierte nicht einen Film und verlegte 2010 seinen Sitz nach München. (dapd/afp)