Zentralrat für alle : Das bewegte Jahr 1990: Wie Juden in Ost und West zusammenfanden
Tausende Juden kamen aus der Sowjetunion, die letzten DDR-Regierungen korrigierten alte Fehler und die DDR überwies erstmals 6,1 Millionen „harte“ D-Mark für die Opfer des Holocaust in Israel.

BerlinAuf halben Weg zwischen Mauerfall und Wiedervereinigung, Anfang März 1990, klingelte die neue Zeit an der Tür von Peter Fischer in Weißensee. Er arbeitete seit knapp einem Jahr als Sekretär des Verbandes der Jüdischen Gemeinden in der DDR, und nun standen da zwei Leute vor ihm: ein stattlicher Mann mit Hut und dessen nicht minder stattliche Frau im Pelzmantel. Sie waren die ersten jüdischen Emigranten aus der Sowjetunion, die sich bei ihm meldeten.
Wie sich herausstellte, handelte es sich um Arkadi Litwan, Vorsteher der jüdischen Gemeinde von Odessa, und seine Gattin Alla. Sie wollten in Berlin bleiben, baten um Hilfe und erzählten, sie seien nicht die Einzigen mit solchen Wünschen. Noch gänzlich ahnungslos fragte Peter Fischer, wie viele Mitglieder die Odessaer Gemeinde denn habe. 150.000, lautete die Antwort. Um diese Zeit zählten die sieben jüdischen Gemeinden in der gesamten DDR 405 Mitglieder. Peter Fischer versorgte die Litwans mit Adressen und rief Hans Modrow an, zu diesem Zeitpunkt Ministerpräsident der DDR. Sie waren sich einig: „Da geht was los.“
Lesen Sie doch weiter
Erhalten Sie unbegrenzt Zugang zu allen Online-Artikeln der Berliner Zeitung für nur 9,99 € im Monatsabo.
Sie haben bereits ein Abo? Melden Sie sich an.
Doch lieber Print? Oder das E-Paper? Hier geht’s zum Abo Shop.