FDP-Politiker verteidigt KI-Rede in der BVV: „Erstaunliche Fortschritts-Feindlichkeit“

Aufregung in der BVV Marzahn-Hellersdorf: Ein FDP-Politiker nutzt ChatGPT für seine Rede, bei seinen Kolleginnen und Kollegen kommt das aber nicht gut an.

In der BVV von Marzahn-Hellersdorf hielt ein Abgeordneter eine Rede, die von der Künstlichen Intelligenz ChatGPT geschrieben wurde. (Symbolbild) 
In der BVV von Marzahn-Hellersdorf hielt ein Abgeordneter eine Rede, die von der Künstlichen Intelligenz ChatGPT geschrieben wurde. (Symbolbild) Cavan Images/imago

Peter Kastschajew holte sich Hilfe und es dauerte etwas, bis es zur Nachricht wurde: Am 19. Januar sollte der FDP-Politiker eine Rede in der BVV Marzahn-Hellersdorf halten. Kastschajew studiert zwar nicht mehr, aber tat etwas, das viele Studierende heutzutage tun: Er wandte sich an den Chatbot ChatGPT : „Schreibe mir einen kurzen Redebeitrag zum Thema Verwaltungsreform und notwendige Digitalisierung in Berlin aus Sicht der FDP“, fragte er den Chatbot und dieser half aus. Nur einen Fehler machte die Software, als sie schrieb, „dass die Verwaltung in Berlin auf dem neuesten Stand der Technologie gelangt“. Zuerst hatte der Tagesspiegel darüber berichtet. 

Die Software ChatGPT funktioniert mit Künstlicher Intelligenz und soll mithilfe einer riesigen Text-Datenbank Texte verfassen können, als seien sie von Menschen geschrieben, auch auf Deutsch. Entwickelt wurde das Programm durch das amerikanische Unternehmen OpenAI und sorgte nach seiner Veröffentlichung im letzten Jahr für viel Wirbel. Besonders in der Bildung und für politische Desinformationskampagnen könnte das Missbrauchsrisiko groß sein, befürchten Kritiker.

Peter Kastschajew nutzte ChatGPT für seine Rede.
Peter Kastschajew nutzte ChatGPT für seine Rede.FDP

Kastschajew sagt gegenüber der Berliner Zeitung, er habe mit seiner Aktion spielerisch darstellen wollen, was heute technisch bereits möglich sei. Die anderen Fraktionen hätten ihren Hohn und Spott für den Stunt Kastschajews kaum zurückhalten können. Der FDP-Politiker unterstellt seinen Kolleginnen und Kollegen aufgrund der Reaktionen „erstaunliche Fortschrittsfeindlichkeit“, schließlich kommuniziere die Berliner Verwaltung doch teils noch per Fax. Mögliche positive Auswirkungen ähnlicher Technologien hielte er selbst für sehr groß, so Kastschajew. „In diesem Bereich liegen riesige Chancen“, sagt er, „wenn wir darauf achten, die Risiken zu minimieren. Das ist uns als Menschheit ja schon des Öfteren gelungen.“

Am Dienstag stellten die ChatGPT-Erfinder OpenAi ein Programm vor, das zwischen von Menschen oder Computern geschriebenen Texten unterscheiden können soll. Bisher hätte das Programm allerdings nur eine „Fangquote“ von 26 Prozent bei KI geschriebenen Texten. Auch 9 Prozent von Menschen geschriebene Texte wurden, den Entwicklern nach, fälschlicherweise der KI zugeordnet. Die Erkennungssoftware solle aber mit der Zeit und der Größe des Datensatzes, der ihr zur Verfügung steht, immer präziser werden, so die Entwickler.

In Zukunft muss sich Kastschajew also hüten, wenn er noch mal auf den Chatbot zurückgreifen will. Er halte die politische Nutzbarkeit des Programms allerdings eh nicht für groß, sagt er: „Kommunikation funktioniert von Mensch zu Mensch vor allem durch die Zwischentöne, die Emotionen und auch die Spontanität. Das kann eine Künstliche Intelligenz nicht leisten. Zumindest noch nicht.“