Proteste offenbar erfolgreich: Doch keine LNG-Terminals vor Sellin

Die Proteste im Ostseebad gegen die Anlagen scheinen Erfolg zu haben. Im Gespräch ist ein alternativer Standort: der Fährhafen Mukran südlich von Sassnitz.

Offshore-Arbeitsplattform und LNG-Tanker vor dem Ostseebad Sellin
Offshore-Arbeitsplattform und LNG-Tanker vor dem Ostseebad SellinStefan Sauer/dpa

Die Errichtung zweier schwimmender Flüssiggasterminals vor der Küste des Seebades Sellin auf Rügen ist offenbar vom Tisch. Sowohl aus dem Bundes- als auch aus dem Schweriner Wirtschaftsministerium kamen in den letzten Tagen entsprechende Signale. Im Gespräch ist nun ein alternativer Standort – der Fährhafen von Mukran, der etwa auf halber Höhe zwischen Sassnitz und Prora/Binz in der Bucht Prorer Wiek liegt. Doch auch dieser Standort birgt Risiken und sorgt für Proteste.

Nachdem sich die Schweriner Landesregierung im vergangenen Jahr um die Stationierung von LNG-Terminals in der Ostsee beworben hatte, waren mehrere Standorte dafür geprüft worden. Außer Rostock kamen jedoch nur Gebiete vor der Insel Rügen in Betracht. Rostock, wo Terminals im Überseehafen oder vor Warnemünde möglich wären, hat inzwischen aber wohl nur noch Außenseiterchancen, weil Anlagen dort nicht vor 2026 in Betrieb gehen könnten. Das aber ist zu spät, denn Berlin drängt darauf, dass schon Ende dieses Jahres ein erstes LNG-Terminal in der Ostsee in Betrieb genommen werden soll.

Aus Sicht des Schweriner Wirtschaftsministers Reinhard Meyer würde sich daher der Fährhafen Mukran am besten eignen. Die LNG-Tanker aus Übersee könnten hier direkt im Hafen entladen werden. In einer ersten Phase an einer schwimmenden Speicher- und Gasumwandlungsanlage, später dann an einem noch zu errichtenden stationären Bau an Land.

Eine rund 50 Kilometer lange Pipeline von Mukran durch die Ostsee nach Lubmin muss gebaut werden

Die Vorteile einer „Mukraner Lösung": Der Hafen und sein Umfeld sind bereits Gewerbegebiet, Anwohner gibt es dort nur wenige und die Schiffe würden im geschützten Hafen liegen. Doch es gibt auch Nachteile: Zum einen müsste eine rund 50 Kilometer lange Pipeline von Mukran durch die Ostsee nach Lubmin gebaut werden, wo das Anschlussnetz für die außer Betrieb gesetzte Nord-Stream-Leitung beginnt. Ab einer Pipelinelänge von mehr als 40 Kilometern aber müssen Bürger und Nachbarstaaten beteiligt werden, das regelt das Aarhuser Abkommen der Ostseeanrainerstaaten. Aus Sicht von Wirtschaftsminister Meyer würde das jedoch „den ganzen Prozess lediglich vier bis sechs Wochen verlangsamen“.

Zum anderen aber regt sich in Sassnitz und Binz bereits Widerstand. Dort fürchten die Menschen Lärm und Strandverschmutzungen durch das Terminal. Hinzu kommt, dass die nötige Vertiefung der Fahrrinne zum Mukraner Hafen Auswirkungen auf die Strände vor Prora und Binz haben könnte. Eine tiefere Fahrrinne könne demnach dazu führen, dass man in Binz in zwei, drei Jahrzehnten nur noch einen Stein- und keinen Sandstrand mehr habe, heißt es.