Französischer Politiker Mélenchon: „DDR wurde von Westdeutschland annektiert“

Der französische Linken-Politiker sprach in einer Fernsehsendung über die Einheit und sieht die Ostdeutschen dabei als Opfer. Er fände zwei Deutschlands besser.

Jean-Luc Mélenchon bei einer Rede als Präsidentschaftskandidat.
Jean-Luc Mélenchon bei einer Rede als Präsidentschaftskandidat.AFP/Julien de Rosa

Der französische Linken-Politiker Jean-Luc Mélenchon hat bei einer Debatte im französischen Sender France Inter die deutschen Wiedervereinigung als gewaltsame Übernahme dargestellt. „Die DDR wurde durch Westdeutschland annektiert“, sagte der Kandidat des Linksbündnisses für die französischen Parlamentswahlen.

Mélenchon verwies dabei auf ein Buch, das er verfasst hat und sagt: „In meinem Buch zeige ich, wie die DDR annektiert wurde. Das war verfassungswidrig und nicht was die Ostdeutschen wollten“, so der Franzose. „Sie wollten selbst wählen und bestimmen, wie die West-Ost-Integration sein sollte, und ihre sozialen Errungenschaften bewahren.“

Auch habe ein „Nachbarland“, gemeint ist damit die alte Bundesrepublik, alle Fabriken des Landes annektiert, die Institutionen und die Eigentumsordnung geändert“, so der Sozialist. So hätte sich gegen die Ostdeutschen eine beispiellose soziale Gewalt gerichtet, „so wie überall in Osteuropa“, sagte er. „Das ist keine gute Sache. Und außerdem lieben die Franzosen Deutschland, dermaßen, dass es besser ist, wenn es zwei davon gibt, als nur eines.“

Mélenchon, der die Partei La France insoumise (Unbeugsames Frankreich) gegründet hatte, hatte in der Vergangenheit immer wieder deutschlandkritische Positionen geäußert. Er sieht die EU und die Rolle Deutschlands skeptisch. Auch äußerte er immer wieder Verständnis für Russland. Im Wahlkampf unterstützt er das Ende von Sanktionen gegen Russland und sprach sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aus. Mélenchon strebt ein bündnisfreies Frankreich an und will Frankreich aus der Nato führen.

Kritik bezüglich des Videos kam auch aus Deutschland. Der SPD-Politiker Michael Roth kommentierte auf Twitter: „Wie kann die @partisocialiste nur mit diesem Populisten zusammenarbeiten?!“

Melénchon war zu einer Diskussion beim Sender France Inter eingeladen. Er führt gerade ein Bündnis mehrerer Linksparteien im Wahlkampf um die Sitze im französischen Parlament. Bei einem Sieg könnte er Premierminister der Republik werden und erheblichen Druck auf den gerade erst wiedergewählten Präsidenten Emmanuel Macron ausüben. Mélenchon hatte in der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahl mehr als 23 Prozent der Stimmen erhalten und war nur knapp hinter der rechtsextremen Marine Le Pen gelandet. Das linke Bündnis um Mélenchon wird auch von den französischen Sozialisten unterstützt. Die Parti socialiste stellte mit François Hollande den Präsidenten vor Emmanuel Macron.