Berlin - Die Klimaschutzaktivisten Luisa Neubauer, eine der Hauptorganisatorinnen der Schülerproteste „Fridays for Future“ und Mitstreiterin der Schwedin Greta Thunberg, hat die Grünen zu einer konsequenteren Klimaschutzpolitik aufgefordert. „Die Grünen brauchen ein Parteiprogramm, das kompatibel ist mit dem Pariser Klimaschutzabkommen und das sich daran orientiert“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). „Das ist gerade nicht der Fall.“
Konkret bedeute dies, dass man „von Emissionsgrenzen und wirklich radikalen Emissionsreduktionen reden“ müsse, sagte Neubauer. „Und wir reden davon, dass man sich davon lösen muss, mit kleinen Justierungen aus diesem Klima-Chaos rauszukommen. Dazu brauchen die Grünen ein Programm und eine Sprache, um das in aller Klarheit und aller Ehrlichkeit auszudrücken.“ Was die Grünen derzeit dazu anböten, sei nicht konkret und nicht deutlich genug.
Neubauer: „Wir müssen sehr unbequem werden“
Die 22-jährige Studentin, die der Partei selbst angehört, hatte sich beim Grundsatzprogrammkonvent der Grünen am Freitagabend in Berlin bereits ähnlich geäußert. „Wir müssen sehr unbequem werden“, sagte sie da. „Diese Klarheit vermisse ich.“ Neubauer fuhr fort: „Wir können nicht so weiter machen wie bisher.“ Deshalb müsse man auch über die Grenzen des Wachstums sprechen. „Da sehe ich Euch in der Pflicht.“ Grünen-Parteichef Robert Habeck hatte daraufhin an Neubauer gerichtet gesagt: „Danke, dass Ihr uns in den Arsch tretet.“
Meistgelesene Artikel
Die 1972 vorgestellte Studie „Die Grenzen des Wachstums“ wurde vom Club of Rome in Auftrag gegeben; für die Ökologiebewegung und viele derer, die Ende der 1970er-Jahre die Grünen mit begründeten, war sie wegweisend. Noch 2010 verlautete im Vorfeld einer Tagung der grünen Bundesarbeitsgemeinschaften Ökologie, Wirtschaft und Finanzen sowie des Bundesvorstandes unter Hinweis auf den Klimawandel, „dass wir die Grenzen des Wachstums in den entwickelten Ländern vielleicht schon erreicht haben“.
Grüne wollen die Breite der Gesellschaft ansprechen
Die Grünen versuchen gerade, möglichst viele Menschen auch außerhalb des eigenen Milieus anzusprechen. Habecks Co-Vorsitzende Annalena Baerbock sagte am Freitag, anders als andere Parteien wollten sie nicht zurück in ihre Nische. „Wir wollen raus in die Breite der Gesellschaft und eine Partei für alle Menschen in diesem Land sein.“ Die Sprecherin der Grünen Jugend, Ricarda Lang, mahnte unterdessen, Bündnisse dürften kein Selbstzweck werden. Und: „Wir müssen uns die Offenheit bewahren, über die soziale Marktwirtschaft hinaus zu denken.“
Das Grundsatzprogramm soll 2020 fertig sein. (rnd)