Berlin-Zurzeit überbieten sich einige Politiker beim Wettlauf um die Lockerung der Corona-Beschränkungen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow kündigt sogar zum 6. Juni ein Ende der landesweiten Schutzvorschriften an. Wenn die Zahl an einem Ort wieder steige, soll dort konkret reagiert werden, sagt er.

Dass man regional flexibel handeln muss, ist sicher richtig. Verständlich ist auch, dass sich Menschen wieder frei fühlen und frei bewegen wollen. Aber welches Signal gibt man, wenn man als Politiker bereits jetzt das generelle Aufatmen verkündet und nicht weiter zur Vorsicht mahnt? Spielt man damit nicht denen in die Hände, die meinen, dass Abstandhalten, Kontaktvermeidung und Maskentragen generell nur absurdes Theater seien?
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Es stimmt, wir sind in Deutschland bisher glimpflich davongekommen. Aber die weltweit weiter ansteigende Kurve zeigt, dass wir uns noch mitten in der Pandemie befinden. Die Ansteckungsgefahr ist nicht plötzlich verschwunden. Das zeigen Nachrichten wie die vom wiedereröffneten Restaurant in Niedersachsen, in denen sich mindestens zehn Menschen ansteckten.
Nein, Entspannung ist nicht angesagt. Auch nicht, was die Krankheit Covid-19 selbst betrifft. Forscher lernen sie gerade erst kennen. Berichte häufen sich, dass das Virus die Gefäße nachhaltig schädigt und dass bei einem von zwanzig Erkrankten langfristige Folgesymptome auftreten – auch bei vielen jüngeren. Man weiß auch nichts über das weitere Verhalten des Virus – ob es hierzulande nicht nur eine saisonale Abschwächung gibt, und der ersten bald eine zweite Welle folgt.
Wie aber will man dann Schutzmaßnahmen wieder einführen, wenn man jetzt schon zum großen Pandemie-Halali bläst?