G20: Blauer Himmel in Hangzhou - China legt zum Gipfelstart Fabriken still
Hangzhou - Leere Straßen, strenge Sicherheitsmaßnahmen und beinahe blauer Himmel: Die chinesische Führung hat beim Gipfel der G20 in der historischen Stadt Hangzhou nichts dem Zufall überlassen. Spektakuläre Beschlüsse werden von dem Treffen allerdings nicht erwartet.
Warum ist der Gipfel für China so wichtig? Das G20-Treffen mit Dutzenden Staats- und Regierungschefs sowie tausenden Delegationsmitgliedern und Journalisten aus aller Welt ist der größte und prestigeträchtigste Gipfel, den China jemals ausgerichtet hat.
Das Riesenreich mit seinen lange märchenhaften Wachstumsraten ist schon lange der Ansicht, dass es als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt einen prominenteren Platz auf der Bühne der Mächtigen verdient. Präsident Xi Jinping will mit dem Gipfel aber auch gegenüber politischen Rivalen daheim punkten. In Diplomatenkreisen ist von „Xi-Festspielen“ die Rede.
Damit sich über Hangzhou auch ein blauer Himmel wölbt, mussten bestimmte Fabriken in einem Umkreis von 300 Kilometern schon vor Tagen schließen. Die Einwohner wurden aufgefordert, ihre Freizeit außerhalb der Stadt zu verbringen, um Staus zu verringern.
Scharfe Sicherheitskontrollen wurden am Flughafen, in Hotels, an Kreuzungen und am Gipfel-Kongresszentrum eingerichtet. Die Strenge der chinesischen Beamten bekam sogar die Delegation von US-Präsident Barack Obama bei ihrer Ankunft zu spüren. Mit dem wütenden Ausruf „Dies ist unser Land - dies ist unser Flughafen“ wurde Journalisten und sogar Regierungsvertretern der Weg versperrt. Und auch im Pressezentrum wird aufgepasst: Zettel mit einem Terminhinweis der Universität von Toronto - die sich einen Namen mit kritischer Analyse von G20-Ergebnissen gemacht hat - wurden von freundlich lächelnden, jungen Chinesinnen unauffällig wieder eingesammelt.
Was ist von dem Gipfel zu erwarten? Nach Ansicht von Beobachtern ist in diesem Jahr nicht mit bahnbrechenden Beschlüssen zu rechnen. Es fehlt der Druck einer akuten Krise - wie sie noch vor einigen Jahren herrschte.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) warnte allerdings erst vor wenigen Tagen vor dem potentiell giftigen Mix aus langfristig niedrigem Wirtschaftswachstum und größer werdender Ungleichheit. Die übrigen Krisen der Welt - wie die blutigen Konflikte in Syrien und in der Ukraine - will Gastgeber China möglichst aus dem Gipfel heraushalten. Sie dürften aber zumindest in den Gesprächen am Rande eine große Rolle spielen. (afp)