Georg Pazderski bekommt scharfe Kritik aus den eigenen Reihen
In der Partei herrscht nun Chaos, und ein Nachfolger muss sich auch noch finden.
Berlin-Nach dem angekündigten Rückzug von Georg Pazderski herrscht weiterhin Chaos in der Berliner AfD. „Pazderski hinterlässt einen Scherbenhaufen“, fasst es ein Parteimitglied im Gespräch mit der Berliner Zeitung zusammen. Die Basis sei frustriert, seinen Nachfolgern hinterlasse Pazderski einen „Riesenhaufen Arbeit“.

Pazderski ist seit Januar 2016 Vorsitzender des Landesverbandes, seit September 2016 auch Chef der AfD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Am Dienstag teilte der ehemalige Bundeswehr-Offizier den Parteimitgliedern schriftlich mit, dass er nicht mehr als Landesvorsitzender kandidieren und sich ganz auf die Arbeit in der Fraktion konzentrieren wolle. Als Gründe nannte er die hohe Arbeitsbelastung mit zwei Ämtern und die „gewaltige Kraftprobe“ im Jahr 2021 für die Partei mit drei Wahlen – Bundestag, Abgeordnetenhaus, Bezirke.
Einige seiner Mitstreiter können über diese Begründung nur lachen. Pazderski habe Arbeit bisher gerne delegiert, nicht zuletzt deswegen habe die Partei seit Monaten Probleme damit, einen Ort für ihren Landesparteitag zu finden. „Der Landesvorstand ist Schufterei“, heißt es, „die lukrativere Variante ist der Fraktionsvorsitz“. Hier genieße man stärkere Vergünstigungen. In der Protestpartei, die gegen „Alt-Parteien“ und eingefahrene Strukturen wettert, kommt das nicht gut an.
Suche nach einem Nachfolger
Ob der nun für den 25. und 26. Januar anberaumte Landesparteitag und damit die Wahlen zum neuen Vorstand stattfinden werden, ist weiter unklar.
Der Wirt des Ballhauses Pankow hatte der AfD Räume angeboten, sich dann aber wieder umentschieden. Von AfD-Sprecher Ronald Gläser hieß es am Mittwoch: „Der Parteitag findet statt – und zwar im Ballhaus Pankow.“ Man sei derzeit in Gesprächen mit dem Wirt, um den Termin doch möglich zu machen. Parteimitglieder sehen das Scheitern im Ringen um Räume kritisch. Der Vorstand bekomme nicht einmal das auf die Reihe, heißt es. Wie genau wolle man da im Wahlkampf bestehen, wenn Fristen einzuhalten seien?
Als möglicher Nachfolger für Pazderski wird der Bundestagsabgeordnete Gottfried Curio gehandelt. Er hat sich aber noch nicht zu einer möglichen Kandidatur geäußert. Weil Parteitag und Vorstandswahlen schon so lange überfällig sind, wird die Berliner AfD zurzeit von einem sogenannten Notvorstand geleitet. Auch die Wahl eines Schiedsgerichtes steht aus.
Es entscheidet über Parteiausschlüsse – ein bei der AfD häufiges und immer wieder heikles Thema.