Harald Höppner bei „Günther Jauch“: Schweigen und Handeln

Köln - Er ist einer, der es anpackt. Einer, der nicht länger zuschauen will, der vom Sofa aufsteht, um zu helfen: Harald Höppner, Einzelhändler und Familienvater aus Brandenburg. Mit seinem Projekt „Sea Watch“, einer privaten Mission mit der er ab Mai Flüchtlinge im Mittelmeer vor dem Ertrinken retten will, hat der 41-Jährige schon vor Wochen auf sich aufmerksam gemacht. Am Sonntagabend hat er es erneut geschafft zu beweisen, dass Reden alleine oft nicht reicht.

Vor dem Hintergrund des Flüchtlingsunglücks, bei dem in der Nacht zum Sonntag ein voll besetztes Fischerboot vor der libyschen Küste gekentert war und Hunderte Menschen starben, war Höppner als Gast in die ARD-Sendung „Günther Jauch“ geladen worden.

Doch noch bevor er die erste Frage zu seiner Initiative beantwortet hatte, stand er auf und forderte eine Gedenkminute - mitten in der Livesendung. Er stieg aufs Podium und bat alle Anwesenden aufzustehen und inne zu halten, darunter auch Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich, Heribert Prantl, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung, und der Schweizer Journalist Roger Köppel.

Sowohl Gäste als auch das Publikum folgten seinem Aufruf, nur Moderator Günther Jauch versuchte den Talk aufrecht zu erhalten. Höppner wehrte ab, rigoros. „Man sollte in Deutschland eine Minute Zeit haben, um diesen Menschen zu gedenken“, sagte er. „Jetzt. Bitte.“ Stille. 

Anstatt nur zu reden, hat Harald Höppner gehandelt - erneut. Seit Sonntag ist seine „Sea Watch“, ein 98 Jahre alter Kutter, auf dem Weg nach Malta. Er hat ihn gekauft und umgebaut, mit einer Sattelitenanlage aufgerüstet und mit Rettungswesten, -booten und Hilfsgütern ausgestattet. Obwohl er selbst noch nie auf hoher See war. Sein Ziel: Erste Hilfe leisten. Und zwar da, wo es nötig ist, zwischen Malta und der libyschen Küste. Und, fügte er in der Sendung hinzu, „das Drama in die Medien bringen“. Dann war Schluss, auch auf die restlichen Fragen des Moderators antwortete der Brandenburger nur widerwillig. Weil es eben nichts mehr zu diskutieren gebe, sagte Höppner, sichtlich aufgeregt. „Man muss etwas machen.“