Der führende israelische Epidemiologe Hagai Levine hat einen alarmierenden Bericht des „Nationalen Informationszentrums“, in dem vor einer „zweiten Welle“ von Corona in Israel gewarnt wird, scharf kritisiert. Die mit Vertretern des Militärs und der Geheimdienste besetzte Kommission hatte am Samstag gewarnt, dass eine eine neue Welle an Infektionen in Israel zu erwarten sei. Nur wenn sich alle Bürger strikt nach den Regeln verhalten würden, könne ein erneuter Lockdown vermieden werden, analysierte die Kommission laut der Times of Israel. Die neue Welle von Infektionen sei „anders als die erste, aber nicht minder ernst“. Es seien vor allem jüngere Menschen betroffen, so die Zahlen, auf die die Kommission sich beruft.
Levine, Epidemiologe an der Hebräischen Universität in Jerusalem und Vorsitzender der Vereinigung der Ärzte im öffentlichen Gesundheitssektor, nannte den Bericht „unprofessionell und unseriös“. Er sagte laut Times of Israel: „Ich kenne die Mitglieder dieser Kommission. Sie sind Geheimdienstoffiziere und keine Epidemiologen, deren Aufgabe dies ist.“ Laut der Website Walla News haben sich mittlerweile sowohl die israelische Armee als auch das Gesundheitsministerium von dem Bericht distanziert.
Levine nannte auf Channel 13 den Bericht „bizarr“ und sagte: „Soldaten der Geheimdienste haben Zugang zu Gesundheitsinformationen, die ich als Vorsitzender des Verbandes nicht habe. Wo ist die Transparenz?“
Unterstützung erhielt die Kommission von Gili Regev-Yochay, der Direktorin des Scheba-Instituts für Infektionskrankheiten. Sie sagte auf Channel 12, der Bericht sei „sehr korrekt und sehr beunruhigend“. Das Land sei für eine zweite Welle nicht ausreichend vorbereitend. Sie kritisierte die Regierung und die Öffentlichkeit und sagte, es „könnte eine Fehler gewesen sein“ den Lockdown so schnell zu beenden. Der stellvertretende Gesundheitsminister Yoav Kish kritisierte auf Twitter, dass der Geheimdienst Schin Bet als einziger Zugang zu den aktuellen Zahlen habe und forderte, dass die Erhebungen von Schin Bet auch der Knesset zur Verfügung gestellt werden müssten, um gesetzgeberisch tätig werden zu können.