Der untypischste CDU-Politiker hat gewonnen
Ministerpräsident Daniel Günther ist nicht gerade ein Freund von Parteichef Friedrich Merz. Wichtig ist sein Wahlsieg für ihn aus einem anderen Grund.

Die Wahlsieger nach dieser Landtagswahl in Schleswig-Holstein sind Daniel Günther und die Grünen. Man muss das so sagen, denn Günther ist zwar ein Konservativer, aber einer der untypischsten Ministerpräsidenten der CDU. Der Sieg geht daher klar an ihn und liegt weniger bei seiner Partei.
Seit 2017 leitet er ohne größere Probleme eine Jamaika-Koalition, in der so unterschiedliche Minister wie Robert Habeck (Grüne) und Wolfgang Kubicki (FDP) durchaus gewinnbringend kooperierten. Beide sind mittlerweile nach Berlin gewechselt – ein Sog, den Günther offenbar nie verspürt hat. Er ist einer der wenigen Ministerpräsidenten, die sich selbst bei den berüchtigten Bund-Länder-Gipfeln während der Corona-Zeit nicht in den Vordergrund gespielt hatten.
Das hat aber wenig damit zu tun, dass Günther nichts zu sagen oder keine eigene Meinung hätte. Im Gegenteil. Er hatte kein Problem damit, als die Ampel in neuer Verantwortung die Corona-Maßnahmen zurückfuhr. Die CDU, im Bund ganz neu in der Oppositionsrolle angekommen, dagegen schäumte. Was man so hört, können der neue CDU-Chef Friedrich Merz und Daniel Günther nicht unbedingt gut miteinander. Günthers Rolle für die CDU in diesem Jahr ist klar: Rückenwind für NRW entfachen. Dort gewann Armin Laschet kurz nach Günthers Wahlsieg die Wahl. So soll es auch diesmal sein.
Das ist aber keineswegs ausgemacht. Im bevölkerungsreichsten Bundesland kämpfen CDU und SPD eher Kopf an Kopf. Die Genossinnen und Genossen können vielleicht schon nächste Woche das Debakel – und nichts anderes war es ja – von Kiel vergessen machen. Allerdings kündigt sich auch hier ein furioses Ergebnis für die Grünen an. Nach der eher enttäuschenden Bundestagswahl im vergangenen Jahr könnten sie das Wahljahr 2022 vermutlich als eines ihrer besten verbuchen.