Infotainment: Der globale Talkmaster

Moderatoren wie Ali Aslan sieht man selten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Er sitzt auf seinem Studio-Stuhl wie ein Raubtier, das springen will. Sein Oberkörper ist leicht nach vorne gebeugt, seine Augen auf den Interviewpartner fixiert, er hört konzentriert zu. So benehmen sich Fernseh-Journalisten in den USA, immer ein wenig angriffslustig, bereit nachzuhaken, dazwischenzugehen, Missverständnisse aufzuklären. Fernseh-Interviews in Amerika sind oft eine Mischung aus sportlichem Wettkampf und Planet Wissen. Sie wollen den Zuschauer unterhalten und gleichzeitig informieren.

Moderatoren wie Ali Aslan sah man bisher auch deshalb selten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, weil es in Deutschland noch immer wenige Moderatoren gibt, die türkische Wurzeln haben, deutsche Bürger sind und in den USA Fernsehjournalismus gelernt haben.

Träumen vom FC St. Pauli

Seit Februar 2012 moderiert der 39-jährige Aslan als erster türkischstämmiger Deutscher die englischsprachige Talkshow „Quadriga“ (Polit-Talk), in der wöchentlich drei Gäste und der Moderator über internationale politische Themen sprechen. Natürlich gibt es bei der Deutschen Welle als dem öffentlich-rechtlichen Auslandssender bereits seit vielen Jahren Journalisten mit Migrationshintergrund. Doch ein türkischstämmiger Deutscher, der eine englische Sendung moderiert, ist selbst in diesem Sender eine Neuheit.

Sein Lebensziel war das bestimmt nicht. Wenn es nach dem Jugendlichen Ali Aslan gegangen wäre, wäre nicht Mesut Özil, sondern er der berühmteste deutsche Fußball-Spieler mit türkischen Wurzeln geworden. Davon jedenfalls träumte der 15-Jährige, als er aus dem schleswig-holsteinischen Geesthacht nach Hamburg wechselte, um in der Jugendmannschaft des FC St. Pauli zu spielen. Eigentlich wollte er Profi-Fußballspieler werden. Doch am Ende, räumt Ali Aslan heute selbstkritisch ein, „hat es nicht gereicht“.

Seine Eltern scheinen das mit einer gewissen Erleichterung aufgenommenzu haben. Sie stammen aus der türkisch-syrischen Grenzregion Hatay, aus bescheidenen Verhältnissen und haben sich mit eigener Kraft hochgearbeitet. Der Vater, ein Arzt, und die Mutter, eine Rechtsanwältin, wollten, dass ihr Sohn eine akademische Laufbahn einschlägt – aber nicht unbedingt in Deutschland. Er sollte Englisch lernen, Erfahrungen sammeln, erwachsen werden. Also ging Aslan in die USA, zunächst an die Boston University, zwei Jahre später wechselte er zur renommierten Georgetown University in Washington, DC.