„Bunga Bunga“-Skandal: Silvio Berlusconi wird endgültig freigesprochen
Der frühere italienische Präsident Silvio Berlusconi wurde vom Vorwurf der Korruption freigesprochen. Das dürfte das Ende einer langen Odyssee sein.

Silvio Berlusconi hat es wieder einmal geschafft: Zum dritten Mal wurde der frühere italienische Präsident im dritten sogenannten „Ruby“-Prozess freigesprochen. Elf Jahre lang kämpfte der „Cavaliere“ vor italienischen Gerichten, jetzt hat für ihn der jahrelange Rechtsstreit ein Ende. Auch 28 weitere Beschuldigte wurden in allen Anklagepunkten freigesprochen – wegen „Fehlens eines Tatbestands“.
Die Angeklagten mussten sich vor Gericht wegen Korruptions- und Falschaussagevorwürfen verteidigen. Den Freispruch feierte auch die 30-jährige Karima el Marough, die von den Medien „Herzensbrecherin Ruby“ getauft wurde. „Jetzt kann ich endlich anfangen zu leben“, sagte sie nach dem Urteil und nutzte die Möglichkeit, um für ihr brandneues Buch zu werben.
Unter anderem warf die Mailänder Staatsanwaltschaft Berlusconi vor, zwischen den Jahren 2011 und 2015 etwa zehn Millionen Euro an ein paar dutzend Frauen überwiesen zu haben, um ihr Schweigen zu erkaufen. Der Forza-Italia-Gründer wies jedoch mehrmals jeden Vorwurf zurück. Er habe nur großzügig sein wollen zu denjenigen, deren Leben von einem Medienskandal zerstört wurden. In dieser Zeit sorgte nämlich der „Bunga Bunga“-Skandal für Schlagzeilen, der italienische Präsident liebte intime Partys anscheinend mehr als Politik. Aus seiner Leidenschaft für Frauen hat Berlusconi auch nie ein Geheimnis gemacht.
Eine ganze Residenz hatte der frühere AC-Mailand-Präsident organisiert, um Wohnraum für Frauen zu schaffen, die abends angeblich an den geheimen Sex-Partys teilnahmen. Das Gebäude, in dem die Frauen wohnten, befindet sich in der Via Olgettina 65, im Bezirk Milano 2, der in den Jahren von Berlusconi selbst aufgebaut wurde. Deshalb sind Berlusconis Frauen auch als „Olgettine“ bekannt. Die „Bunga Bunga“-Partys fanden jedoch in Arcore statt, nicht weit entfernt von Mailand, wo Berlusconi einen regelrechten Königspalast besitzt.
Finalmente assolto dopo oltre 11 anni di sofferenze, di fango e di danni politici incalcolabili perché ho avuto la fortuna di essere giudicato da Magistrati che hanno saputo mantenersi indipendenti, imparziali e corretti di fronte alle accuse infondate che mi erano state rivolte. pic.twitter.com/LKp2vAHpzn
— Silvio Berlusconi (@berlusconi) February 15, 2023
Als Berlusconi „Ruby“ kennenlernte, war die Marokkanerin knapp 18 Jahre alt, wahrscheinlich ein paar Monate jünger. Deswegen wurde Berlusconi 2013 im ersten „Ruby“-Prozess zunächst schuldig gesprochen, weil er einer Minderjährigen Geld für Sex geboten haben soll. Karima el Marough stritt jedoch alles ab. Ein Jahr später schafften es Berlusconis Anwälte, das Urteil zu kippen. Es konnte nicht zweifelsfrei erwiesen werden, wie alt el Marough zu dem Zeitpunkt wirklich gewesen sei.
Der Wendepunkt im dritten „Ruby“-Prozess, in dem es dann um Korruption ging, kam im November 2021, als das Gericht Berlusconi recht gab. Die Aussagen der „Olgettine“ konnten vor Gericht nicht benutzt werden. Die Staatsanwaltschaft hätte sie als Angeklagte im Beisein eines Anwaltes vernehmen müssen, und nicht als Zeuginnen.
Den Staatsanwälten Tiziana Siciliano und Luca Gaglio zufolge würden die Korruptionsvorwürfe trotzdem noch bestehen, da die Überweisungen des „Cavaliere“ bewiesen seien. Nicht nur Geld, auch Schmuck und Immobilien hätte Berlusconi seinen Gespielinnen geschenkt. Karima el Marough und ihr Ex-Partner Luca Risso hätten rund fünf Millionen Euro von dem 86-Jährigen kassiert, um ein neues Leben in Mexiko anzufangen.