Jägergrün in Holland: Protestpartei gegen Umbrüche der Klimawende gewinnt
Caroline van der Plas und ihre Bauer-Bürger-Bewegung sind die Überraschung bei den Regionalwahlen in den Niederlanden.

Der Wahlabend wird sehr besonders. Das war früh klar. Kurz nach neun Uhr am Abend präsentierte das holländische Fernsehen eine erste Prognose für die Regionalwahlen im Land. Es ging um Overijssel, eine eher ländliche Region im Norden der Niederlande. Ein Drittel der Stimmen ging an Caroline van der Plas und ihre neue Partei Bauer-Bürger-Bewegung (BBB).
„Das ist gewaltig“, sagte van der Plas. „Vielleicht werde ich sogar landesweit die Größte“, schob sie hinterher, nur um sich sofort zu korrigieren. „Was heißt ich. Unsere Bewegung natürlich.“
So kam es auch. Die neue Partei wurde landesweit stärkste Kraft. Und irgendwie lag die Überraschungssiegerin auch darüber hinaus richtig. So genau lässt sich die Trennlinie nämlich nicht ziehen zwischen van der Plas, 55, und ihrer neuen Partei BBB. Die ehemalige Agrarjournalistin erkannte 2019 als Erste die Sprengkraft, die im Klima-Urteil des obersten Gerichts des Landes lag. Auch die Bauern sollten zur Klimawende beitragen. Bis 2030 muss der Stickstoffausstoß halbiert werden. Van der Plas verließ die Christdemokraten und gründete Bauer-Bürger-Bewegung.
Die Niederlande – oft Vorreiter gesellschaftlicher Entwicklungen
2021 zog die neue Partei erstmals ins Parlament ein. Mit einer Abgeordneten: Caroline van der Plas. „Ich bin Bäuerin ohne Hof“, so van der Plas. Deshalb greift es zu kurz, ihre Bewegung nur als Agroprotest zu begreifen. E-Mobilität bedeutet für manche Mut zu Neuem – und einen schicken Tesla. Für andere geht’s beim Verbrenner-Aus schlicht um die Finanzierung eines neuen Autos. Van der Plas spricht für jene, die das Tempo der Klimawende überfordert. So wird der Bauer zum Symbol für den Ärger auf dem flachen Land. Und BBB zur ersten Protestpartei gegen Klimapolitik in Westeuropa. Land gegen Stadt als neue gesellschaftliche Konfliktlinie. Oder anders gesagt: Jägergrün statt Sonnenblumen.
Die Niederlande sind gerne mal Vorreiter gesellschaftlicher Entwicklungen. Auch die neue Welle der Anti-Migrationsparteien nahmen mit Geert Wilders dort ihren Ausgang. Doch tickt van der Plas anders.
Protest ist für sie kein Selbstzweck. Ihr geht es um mehr als um eine bloße Politik der Verweigerung. „Wir wollen mitgestalten“, verkündete sie nach dem Erfolg selbstbewusst. Das gilt nicht nur für die Provinzen, in denen ihre Partei die Mehrheit holte. Über die Regionalparlamente wird auch die Erste Kamer bestimmt, eine Art niederländischer Bundesrat.
Caroline van der Plas, die Frau vom Land, ist angekommen – mitten in Den Haag. Wird noch spannend in den Niederlanden. Und mit van der Plas.