Jennifer Lopez: J.Lo wird 50 Jahre alt

Wäre es nach ihrer Mutter gegangen, dann säße Jennifer Lopez heute in einer schicken Kanzlei in Manhattan, wälzte Akten und telefonierte mit Mandanten. Und auch, wenn es als gesichert gelten darf, dass J.Lo als Rechtsanwältin ebenfalls eine exzellente Figur gemacht hätte, muss die Showwelt doch froh sein, dass La Lopez nicht im Büro landete.

Etwas würde fehlen ohne dieses ewige Glamourgirl, diese funkelnde Diva, die als Figur so perfekt durchkonzeptioniert ist, dass sie auch kurz vor ihrem 50. Geburtstag am Mittwoch keinen Tag älter aussieht als vor 20 Jahren. Dass sie weiterhin tief ausgeschnittene Kleider trägt, ohne dass es in irgendeiner Weise peinlich oder unangemessen wäre. J.Lo kann’s einfach.

Freilich stecken dahinter harte körperliche Arbeit, Disziplin und ein eiserner Wille. Den hat  die Tochter puerto-ricanischer Einwanderer, die wie ihre beiden Schwestern auf eine  katholische Mädchenschule geschickt wird, schon als Kind: Neben der Schule nimmt sie Gesangs- und Tanzunterricht. Von ihren Spielkameraden in der Bronx wird sie ehrfürchtig „The Supernova“ genannt. Mit 18 zieht Lopez, die als extrem leidenschaftlich und mitunter aufbrausend gilt, nach Manhattan, tingelt dort als Tänzerin durch die Nachtclubs, ist zeitweise sogar obdachlos.

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Jennifer Lopez: Im Schatten von Janet Jackson

Doch ihr Ehrgeiz lässt sie weitermachen: Lopez ergattert erste Fernsehrollen, 1993 ist sie in einem Musikvideo von Janet Jackson als Backgroundtänzerin zu sehen. Damals ist sie bereits Mitte 20 – und mit dem Dasein im Schatten eines Superstars gewiss nicht zufrieden. Sie will selbst einer werden – und das schafft sie einige Jahre später auch.

Zunächst allerdings nicht als tanzende Sängerin, sondern als Schauspielerin. 1997 spielt sie die Titelrolle in der Filmbiografie „Selena“, die die Geschichte der in Mexiko und den USA äußerst beliebten, früh verstorbenen Latina-Sängerin Selena Quintanilla-Pérez erzählt. Lopez verschafft die Rolle eine Golden-Globe-Nominierung und erste Anerkennung.

Doch die Schauspielerei genügt ihr nicht. Parallel arbeitet sie an ihrer Sangeskarriere – und das zur Jahrtausendwende extrem erfolgreich. Ihr erstes Album „On the 6“ löst einen Hype um lateinamerikanische Musik aus, der auch  Künstler wie Enrique Iglesias, Ricky Martin und Lopez’ späteren Ehemann Marc Anthony hervorbringt. Die Singles  „If You Had My Love“, „Waiting for Tonight“ und „Let’s Get Loud“ werden zu  Megahits, das Album verkauft sich über sieben Millionen Mal und wird vom Nachfolger sogar noch übertroffen.

Lopez wird zur Vorzeige-Latina – und zum Vorbild für jüngere Künstler, weil sie sich in den USA durchsetzen konnte. Bis heute ist J.Lo die mit Abstand erfolgreichste Entertainerin mit lateinamerikanischen Wurzeln.

Jennifer Lopez: „Jenny from the Block“

Für den Imageaufbau bedient sich Lopez eines so einfachen wie genialen Tricks: Mit dem Verweis auf ihre Herkunft,  auf die ärmlichen Verhältnisse in der Bronx, schafft sie ein modernes Aschenputtel-Märchen. Der Welthit „Jenny from the Block“ aus dem Jahr 2002 handelt denn auch von ihr – der kleinen  Jenny aus der New Yorker Bronx, die nie vergisst, wo sie herkommt. „Ich denke gerne, dass ich im Großen und Ganzen die gleiche geblieben bin“, sagte Lopez einmal.

Dabei  dürfte ihr damaliges Leben wohl kaum etwas  gemein haben mit dem, das sie heute  führt. Wie könnte es auch, nach Millionen verkaufter Alben, nach  Dutzenden Preisen und einer Karriere, die längst über das Singen und Schauspielern hinausgewachsen ist. Lopez kreiert Mode, verkauft Parfum, eröffnet Restaurants.

Doch der Höhenflug wird auch durchbrochen. Für ihre schauspielerischen Leistungen erntet sie nach anfänglichen Erfolgen viel Prügel und Häme, Nominierungen  für den Negativ-Preis „Goldene Himbeere“ häufen sich Mitte der 2000er-Jahre. Filme wie „Das Schwiegermonster“ und „Liebe mit Risiko“ werden von der Kritik zerrissen. Die damals oft gestellte Frage, ob ihr Talent ausreiche, um  im flatterhaften Showgeschäft auf Dauer zu bestehen, hat sich inzwischen  von selbst erübrigt.

Turbulentes Privatleben von Jennifer Lopez

Und doch geht die Kritik an dem Superstar, der J.Lo ja zu dieser Zeit bereits ist, nicht spurlos vorbei. Immer wieder wird ihr vorgehalten, man könne nicht gleichzeitig  Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin sein. „Jeder meinte immer: ‚Sie kann nicht singen, sie kann nicht tanzen, sie kann nicht schauspielern, sie hat nur ein hübsches Gesicht oder ihr Hintern ist riesig.‘“

Dass doch irgendwie alles geht, beweist Lopez spätestens im Jahr 2001. Damals belegt sie gleichzeitig Platz Eins der Albumcharts (mit „J.Lo“) und Platz 1 der Kinocharts (mit „Wedding Planner“). Bis heute ist sie die einzige Künstlerin, die das geschafft hat.

Dennoch sorgen ihre attraktive Rückseite  (Stichwort: „The Butt“) oder ihr turbulentes Privatleben oft für mehr Schlagzeilen. Ihre ersten drei Ehen scheitern – mit dem Kellner Ojani Noa, dem Tänzer Chris Judd  und dem Sänger Marc Anthony, dem Vater ihrer 2008 geborenen Zwillinge. Demnächst tritt sie zum vierten Mal vor den Traualtar, mit dem Ex-Baseballstar Alex Rodriguez, der Lopez als seine Jugendliebe bezeichnet. Damit dürfte er kaum allein sein.

Inzwischen ist Lopez längst mehr als die Einzelteile ihrer Karriere, da dürfen ihre künstlerischen Leistungen ruhig gemischte Gefühle auslösen. Lopez ist eine Konstante, seit mehr als 20 Jahren eine schillernde Erscheinung  auf jedem roten Teppich – und die Managerin und Produzentin vieler eigener Projekte. Im vergangenen Jahr wählte das Time Magazine sie zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt.

Und auch wenn sie zu diversen Gelegenheiten bereits für ihr Lebenswerk geehrt wurde, muss man nicht glauben, dass J.Lo sich mit 50 entspannt zurücklehnt. Im Gegenteil: Sie zeigt, dass das Älterwerden für eine Frau im Showbusiness nicht mehr das Ende bedeutet. Gerade hat sie sich für die berühmte Super Bowl-Halbzeitshow im kommenden Jahr ins Gespräch gebracht. Außerdem ist sie demnächst im Stripper-Drama „Hustlers“ zu sehen.

Zum Geburtstag hat sich Lopez standesgemäß eine Welttournee geschenkt. Unter dem einleuchtenden Motto „It’s My Party“ tourt sie derzeit durch volle Hallen in ihrer Heimat, den USA – und feiert sich selbst. Gründe dazu hat sie mehr als genug.