Kampf gegen Terror-Organisation: Frankreich steht als Gegner des IS noch ziemlich allein
Köln - Der Weg ist lang, bis die Terror-Organisation Islamischer Staat (IS) von der Bildfläche verschwunden sein wird. Immerhin teilt der Islam-Experte Olivier Roy dieser Zeitung zumindest eine gute Nachricht mit: „Der IS ist selbst sein größter Feind.“ Er werde entweder unter der Eitelkeit seiner expansionistischen Bestrebungen zusammenbrechen oder durch Spannungen zwischen den zahlreichen ausländischen Rekruten und der arabisch-sunnitischen Bevölkerung in Syrien und im Irak. Die Frage ist nur, wann. Eine weitere Expansion des IS werde es nicht geben, sagt Roy. Ein Staat ist der IS ohnedies nicht im eigentlichen Sinne, so wie die Taliban in Afghanistan einen hatten. Stattdessen ist die Terror-Miliz im ständigen Eroberungsmodus, immer wieder werden andere Gebiete besetzt und alte aufgegeben.
Frankreichs Präsident Francois Hollande will in Gesprächen mit David Cameron, Barack Obama und Angela Merkel vor allem die militärischen Optionen ausloten. Doch die Gefahr ist, dass sich eine internationale Intervention in zahllose lokale Konflikte verstricken könnte. Doch bislang steht Frankreich ziemlich allein da als militärischer Gegner des IS. Alle anderen Parteien von den Kurden im Irak, den Türken, Saudis oder Iranern haben jeweils andere Gegner auserkoren. Dies gilt bislang auch für die Russen, die sich vor allem auf die syrische Opposition konzentriert. Das bedeutet aber, dass auch eine koordinierte Offensive durch lokale Kräfte nicht infrage kommt. Eine massive Intervention mit Bodentruppen wie sie 2001 in Afghanistan durchgeführt wurde, scheint in diesem Fall nicht in Frage zu kommen. Auch weil man sich dabei nur in endlose lokale Konflikte verwickeln würde.
Nur massive Bombardements brächten Erfolg
Der französische Strategie-Experte Francois Heisbourg, Forscher an der Fondation pour la Recherche Stratégique, erkennt darin ein effektives Mittel. Soweit es um präzise Schläge gehe – etwa darum, Verantwortliche des IS zu treffen oder Versorgungswege zu zerstören, sei dies ein probates Mittel. Durchschlagenden Erfolg brächten aber vermutlich erst massive Bombardements. Aber auch Heisbourg weiß, dass die Massivität der Bombardements mit jenen der Alliierten im Kampf gegen die Nazis vergleichbar wären, die bis heute aufgrund der Opfer in der Zivilbevölkerung umstritten sind.
„Hierfür wären 100.000 Mann notwendig“, glaubt Roy. Aber sind die USA tatsächlich dazu bereit, da Obama es zu einem Hauptziel der Präsidentschaft machte, die Truppen aus dem Mittleren Osten heimzuholen. Das sei wohl nur dann eine Option, „wenn es in den USA einen großen Terroranschlag gegeben hat“, sagt Roy. Die ehemalige hochrangige CIA-Agentin Elizabeth Murray fordert Obama auf, zumindest den finanziellen Nachschub aus Saudi-Arabien zu stoppen.