Katholische Kirche: Bischöfe für neue Sexualmoral

Köln - Die deutschen katholischen Bischöfe plädieren für eine grundlegende Revision der kirchlichen Sexualmoral. Diese werde von den Gläubigen als weltfremd und realitätsfern, ja sogar als lebensfeindlich wahrgenommen, heißt es in der Antwort der Bischöfe auf die Umfrage zum Thema „Ehe und Familie“, die Papst Franziskus in der gesamten katholischen Kirche in Auftrag gegeben hat. Der Rücklauf soll in die Vorbereitung einer Bischofsversammlung in Rom einfließen, auf der 2014 und 2015 auch mögliche Reformen der kirchlichen Lehre und Praxis beraten werden.

Die Antworten zum päpstlichen Fragebogen aus den 27 deutschen Bistümern sowie von 20 großen katholischen Verbänden „machen deutlich, wie groß die Differenz zwischen den Gläubigen und der offiziellen Lehre vor allem hinsichtlich des vorehelichen Zusammenlebens, der wiederverheirateten Geschiedenen, der Empfängnisregelung und der Homosexualität ist“, heißt es in dem 20-seitigen Dokument, das die Bischofskonferenz am Montag veröffentlichte. Übersetzungen auf Englisch und Italienisch lassen den Willen der Bischöfe erkennen, ihr Votum auch international breit zu kommunizieren.

Die Kirche solle in Lehre und Praxis künftig nicht mehr „kasuistische Einzelfragen“ betonen, sondern vielmehr „die zentrale Botschaft von Ehe und Familie in ihrer unbedingten Bejahung des Lebens und des Leibes in einladender Weise vermitteln“, so die Bischöfe. Einen „Neuansatz“ halten sie auch im Umgang mit gescheiterten Ehen sowie mit homosexuellen Partnerschaften für erforderlich. Wiederholt weisen sie darauf hin, dass die bisherigen Positionen – etwa das Verbot von Pille und Kondom oder die strikte Ablehnung homosexueller Partnerschaften – nicht nur das Gehör für die Stimme der Kirche in der Gesellschaft erschwert haben, sondern selbst von den Gläubigen als diskriminierend, ungerecht, ja sogar unmoralisch beurteilt werden.