Katholische Kirche in der Sackgasse: Schwierige Frühjahrssynode für die Bischöfe

Zwischen Vatikan und Reformern eingeklemmt: Guter Wille reicht nicht mehr. Jetzt ist Mut nötig. Ein Kommentar.

Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz 
Georg Bätzing, Bischof von Limburg und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz Robert Michael/dpa

Der Februar war wieder mal ein anstrengender Monat für die deutschen Bischöfe. Die katholische Kirche in Deutschland, immer noch gefangen in einer seit Jahren nicht endenden Missbrauchsdebatte, musste neue Entwicklungen zu diesem Themenkomplex zur Kenntnis nehmen, die die Lage nicht verbessern.

Die Staatsanwaltschaft München hatte offenbar am 16. Februar im Zuge von Ermittlungen im kirchlichen Missbrauchsskandal Räume des Erzbistums München durchsucht – Razzia im Ordinariat und im Erzbischöflichen Palais. Es ging um eine Art Giftschrank mit heiklen Akten zu Missbrauchsfällen.

Gefunden wurde nichts. Aber die Durchsuchung wirft kein gutes Licht auf den Willen zur Zusammenarbeit der Kirche mit staatlichen Stellen bei der Aufklärung. Der Staat beendet möglicherweise gerade – zumindest in Bayern – die krude Schonzeit, in der die Bischöfe bisher beim Thema Missbrauch die Verfehlungen selbst aufklären durften.

Solcherart vorbelastet begann am Montag die diesjährige Frühjahrssynode. Und dabei wollten die Bischöfe beim Thema sexueller Missbrauch und Gewalterfahrung gerade mal wieder ganz in Ruhe überlegen, wie Gesprächs- und Bearbeitungsstrukturen weiter verändert werden können, damit es doch mal ein bisschen schneller vorangeht.

Das staatsanwaltschaftliche Hintergrundrauschen wird sich hier vielleicht ein wenig beschleunigend auswirken. Aber insgesamt steckt die katholische Kirche in Deutschland doch in einer Sackgasse, aus der kaum Entrinnen möglich scheint.

Hatte doch der Missbrauchsskandal einen umfassenden Reformwunsch bei den Kirchenstrukturen bei Gläubigen wie auch einem Teil der Geistlichen zur Folge. Es läuft seit Jahren eine Abstimmung mit den Füßen. So viele Menschen kehren der Kirche den Rücken wie noch nie.

Dazu kommt, dass all das, was sich Reformwillige wünschen, eine Gleichstellung von Frauen in der Kirche, eine zeitgemäße katholische Sexualmoral, ein Ende der verpflichtenden Ehelosigkeit der Priester und einen anderen, demokratischeren Umgang mit Macht, von Rom bereits abgesagt ist.

Frauen im Priesteramt, verheiratete Priester, Bischofswahlen kann es in Deutschland nur zum Preis einer Kirchenspaltung geben. Dazu sind die Bischöfe nicht bereit. Die Frage ist also, worüber redet man noch?

Synodaler Weg in der kommenden Woche

Natürlich haben die Bischöfe trotzdem viel miteinander zu besprechen. Die nächste für die Kirche wichtige Tagung steht ja auch schon direkt bevor. Die Reformbewegung Synodaler Weg tagt in der kommenden Woche zum letzten Mal. Die Bischöfe werden sich, so steht zu vermuten, möglichst positiv positionieren wollen.

So wird zum Beispiel erwartet, dass die Bischöfe sich zustimmend zu einem neuen Entscheidungsgremium gemeinsam mit der Laienorganisation Zentralrat der Katholiken äußern, den die Reformbewegung verlangt. Rom hat sich allerdings schon geäußert und angekündigt, den Synodalen Rat zu verbieten, und es gibt auch in Deutschland unter den Bischöfen Gegner.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, hält die meisten seiner Amtsbrüder für reformwillig. Ein Ausschuss soll die Reformmöglichkeiten weiter ausloten. Mit Rom müsse man weiter nach Wegen der Verständigung suchen, sagte er am Montag. Wille allein reicht aber nicht. Als Beobachter von außen wünscht man sich angesichts dieser Lage von den Bischöfen auch mehr Mut.