Ich bin bereits beim Bezahlfernsehen. Etwas mehr als 18 Euro im Monat muss der Mensch entrichten, zu dem ich in dankbarer, respektvoller Demut aufschaue: der Gebührenzahler. Rundfunkgebühren sind gut. Denn der Gebührenzahler bekommt viel für sein Geld.
Wie viel Sky-Bezahlfernsehen kostet, ist nicht so leicht zu ermitteln. Denn auf der „Abonnement“-Seite im Netz werden unterschiedliche Angebote so unübersichtlich hin und her gerechnet, dass Schafsköpfe wie ich am Ende das teuerste Angebot nehmen. Von Freunden, die Sky-Kunden sind, weiß ich aber, dass es ungefähr 30 Euro kostet. Jedenfalls für diejenigen, die die Soviel-Fußball-wie-es-gibt-Option gewählt haben. Darüber hinaus gibt es Spielfilme, demnächst immerhin Harald Schmidt und wohl auch gelegentlich Porno.
Zugegeben: Erotisch sind ARD und ZDF viel zu hochgeschlossen. Maria Furtwängler ermittelt im Tatort aus Hannover viel zu selten nackt. Gundula Gause ist in den ZDF-Nachrichten so steinern sachlich, dass es schon einige Fantasie braucht, um sie wenigstens in einem „Versaute Bibliothekarin“-Rollenspiel gedanklich unterzubringen. Immerhin kenne ich eine Frau, die mit geschlossenen Augen vor der „Tagesschau“ sitzt, um sich von der Stimme Marc Bators in ein wüstes Entzücken steigern zu lassen.
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Fußball sieht ohne jeden Zweifel gut aus – bei den Kollegen von Sky. Zwischendurch kommt immer ein Moderatorchen. Einer, der direkt von der Coconut-Animationsbar eines All-inclusive-Paradieses angeheuert sein könnte. Glitschig, aufdringlich, so sympathisch wie Windpocken im Erwachsenenalter. Klar, es gibt solche Typen im Ersten und Zweiten. Aber eben auch andere. Das ARD-Morgenmagazin hat einen wirklichen Star – den Sportmoderator Peter Großmann. Der ist unaufdringlich, erwachsen, beschlagen und so sympathisch, dass mit ihm wohl selbst eine EM-Reise in die Ukraine ein Spaß sein könnte.
Oder „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ im WDR-Fernsehen. So originell kann Fußball nur jemand präsentieren, dem es unmittelbar den Puls beschleunigt, sobald irgendwo irgendeine Art von Pfiff erklingt. Gleichgültig, wie lange sie in einem Sky-Keller in München-Unterföhring Menschenversuche machen: Einen Arnd Zeigler bekommen die nicht hin.
Selbstverständlich zeigen ARD und ZDF gelegentlich selbst gemachte Spielfilme, die besser nie gedreht worden wären. Wenn Christine Neubauer uns mit der Rolle einer patenten, netten, total am Boden gebliebenen Frau mittleren Alters zu überraschen versucht. Dagegen sieht das Hollywood-Material, das Sky runterkurbelt, immer extrem modern aus. Nein, das öffentlich-rechtliche Bezahlfernsehen funkelt nicht immer, wie es einst schimmerte. Kai Pflaume dürfte Hans-Joachim Kulenkampff gewiss nicht mit „Lieber Opa“ anreden. Denn den Brillanten von damals und den Gutaussehenden von heute verbindet wenig.
Aber für 18 Euro kann sich der verehrte Gebührenzahler immer und jederzeit die ganze Welt nach Hause holen. Ein Knopfdruck und auf einem der ARD-Radiosender spricht jemand mit Ihnen. Erzählt Ihnen zuverlässig und vertrauenswürdig, was sie weder selbst erleben und eben auch nicht selbst nachlesen müssen. Ohne nachzuzahlen! Deswegen: Ich bin bei einem Bezahlsender. Aber bei einem wirklich Guten.
Jörg Thadeusz ist RBB-Moderator.