Kommentar: Haley-Rücktritt ist Alarmsignal für permanenten Kompetenzverlust

Die unbedarfte Präsidententochter Ivanka?  Trumps opportunistischer Golfkumpel Lindsey Graham? Oder doch die ergebene Sprecherin Sarah Sanders? Man muss nur die Namen der angeblichen Nachfolgekandidaten durchgehen, um die Bedeutung des Rückzugs von Nikki Haley vom amerikanischen Botschafterposten bei den Vereinten Nationen zu begreifen. Es ist nicht so, dass die Europäer eine enge Freundin verlieren: Sowohl bei der Aufkündigung des Iran-Abkommens wie bei der Verlegung der US-Botschaft in Israel vertrat die 46-Jährige einen knallharten Kurs. Aber als Vertreterin des traditionellen Flügels der Republikaner war sie zumindest halbwegs berechenbar.

Alarmsignal für permanenten Kompetenzverlust

Dass Haley nun ihr Büro in New York räumt, wäre unter normalen Umständen kaum mehr als eine Fußnote der Geschichte. In der Ära Trump ist es ein Alarmsignal für die immer schnelleren Personalwechsel, den permanenten Kompetenzverlust und die zunehmende Unberechenbarkeit der mächtigsten Regierung der Welt. Kaum ein Regierungsmitglied der ersten Stunde befindet sich nach zwei Jahren noch im Amt. Zahlreiche Minister sind angezählt. Zunehmend stellt der stimmungsgetriebene Egomane im Weißen Haus selbst sämtliche Weichen. In seiner Umgebung überlebt nur, wer sich bedingungslos loyal verhält.

Von den erfahrenen Politik-Profis, die Donald Trump in den Wunschträumen vieler gemäßigter Republikaner in Schach halten sollen, ist kaum einer übriggeblieben. Es entbehrt nicht einer bitteren Ironie, dass der letzte Mann, auf den die westlichen Verbündeten derzeit noch bauen können, ein ehemaliger Viersterne-General ist: James Mattis. Doch mit seinem Verteidigungsminister ist Trump höchst unzufrieden. Nach den Kongresswahlen könnte auch Mattis fällig sein. Für Trump ist selbst der Mann, der aus seiner Militärzeit den Beinamen „Mad Dog“ (Verrückter Hund) trägt, zu moderat.

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