Kommentar: Schulz' Wechsel nach Berlin ist eine Chance für die SPD

Bei den deutschen Sozialdemokraten liegen Glanz und Elend seit jeher dicht beieinander. Man kann das gerade wieder beobachten. Die SPD ist noch ganz beschwipst vom Erfolg, ihren Außenminister Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten der großen Koalition für das Amt des Bundespräsidenten in Position zu bringen.

Für die SPD ist Merkel „nicht mehr unschlagbar“

Als Kanzlerin Angela Merkel am Wochenende  erklärte, dass sie bei der Bundestagwahl im Herbst noch einmal antreten wolle, kommentierten die SPD-Oberen das mit der Bemerkung, die CDU-Chefin sei „nicht mehr unschlagbar“.

Das mag sein – setzt aber voraus, dass die Sozialdemokraten auch eine klare personelle Alternative anbieten. Das tun sie bisher nicht. Und nach dem, was aus dem Willy-Brandt-Haus nach außen dringt, ist weiterhin offen, ob Parteichef Sigmar Gabriel selbst im Herbst die Kanzlerin herausfordern will oder dem scheidenden EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz den Vortritt lässt. Entscheidungen dazu sollen erst Ende Januar fallen.

Schulz könnte beim Wähler punkten

So lange können die Sozis eigentlich nicht warten. Statt weiter Personaldiskussionen zu führen, sollten sie Schulz‘ bevorstehenden Wechsel nach Berlin als Chance begreifen: Als Chance nämlich, beim Wähler mit unverbrauchten Personal zu punkten.

Das erfordert schnelle Entscheidungen. Gabriel müsste daran eigentlich selbst ein Interesse haben. Geht die Wahl 2017 mit ihm als Spitzenkandidaten schief, wird er sich als Parteichef kaum halten können. Mit Schulz als Frontmann hingegen würde die Verantwortung im Falle einer Niederlage nicht allein beim Vorsitzenden abgeladen.